Jüdische Gemeinde-Vorsitzende: Juristisch "klare Kante" zeigen

Jüdische Gemeinde-Vorsitzende: Juristisch "klare Kante" zeigen

Hannover (epd). Die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Hannover, Rebecca Seidler, wünscht sich die Berücksichtigung einer jüdischen Perspektive im Prozess gegen den Halle-Attentäter Stephan B. Es müsse ein Problembewusstsein entstehen, dass es in Deutschland einen gewaltbereiten Rechtsextremismus gebe, sagte Seidler dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. "Da muss man ganz klare Kante gegen zeigen, auch juristisch." Für Juden in Deutschland sei es besonders wichtig, dass der Prozess zeigt, wie gefährlich der Antisemitismus in Deutschland ist, betonte Seidler.

"Der Antisemitismus wird alltäglicher"

Seit Dienstag steht Stephan B. in Magdeburg vor Gericht. Er hatte am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt, zwei Menschen erschossen und weitere verletzt. Die Bundesanwaltschaft hat den 28-Jährigen wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiterer Straftaten angeklagt. Am Dienstag äußerte sich der Angeklagte bereits umfangreich zu seiner Tat und Motivation und legte ein Geständnis ab. Die Befragung dauerte mehrere Stunden. Am Mittwoch wurde der Prozess des Oberlandesgerichts Naumburg fortgeführt.

Von dem Prozess erwartet sich Seidler vor allem eine Klärung, warum der Antisemitismus hierzulande so viele Anhänger findet: "Ich glaube einfach, er wird sichtbarer. Und was wir schon merken, ist: Er wird auch letztlich alltäglicher." So werde man als Jude und Jüdin in Deutschland in der Nachbarschaft, im Freundeskreis oder auf dem Arbeitsplatz zunehmend mit antisemitischen Verschwörungen konfrontiert.