UN und OECD: Corona führt zu Preisrückgang bei Agrarprodukten

UN und OECD: Corona führt zu Preisrückgang bei Agrarprodukten

Rom, Paris (epd). Die Corona-Pandemie wird nach Einschätzung von UN und OECD kurzfristig zu sinkender Nachfrage und einem Preisverlust bei landwirtschaftlichen Produkten führen. Eine beispiellose Unsicherheit in den Lieferketten gepaart mit einem deutlichen Verlust der Kaufkraft werde die allgemein positiven mittelfristigen Aussichten für die weltweite Agrarproduktion trüben, erklärten die UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) und der Organisationen für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag in Rom und Paris. Bei der Vorstellung des jährlichen Landwirtschaftsausblicks äußerte sich OECD-Generalsekretär Angel Gurría besorgt darüber, dass sich das Virus derzeit vor allem in Entwicklungsländern ausbreite.

Die Experten gehen deshalb von einem "historisch bedeutsamen Marktschock" durch die Pandemie vor allem in Ländern mit niedrigem Einkommen aus. Trotz rückläufiger Preise werde der Verbrauch an Lebensmitteln kurzfristig sinken, weil die Einkommen dort zurückgingen. Dies könne die Ernährungssicherheit der Menschen weiter verschlechtern. Dem Bericht zufolge wird vor allem die Nachfrage nach Pflanzenöl und tierischen Erzeugnissen schrumpfen, während Grundnahrungsmittel von der Entwicklung weniger betroffen seien. OECD-Generalsekretär Gurría warnte davor, wegen der Pandemie andere Herausforderungen für die Agrarwirtschaft wie Schweinepest, Heuschreckenplagen und Klimawandel zu vernachlässigen.

Die Autorinnen und Autoren des Berichts gehen allerdings trotz der Corona-Pandemie bis 2029 von einer Steigerung der Agrarproduktion weltweit um jährlich 1,4 Prozent aus. Der Anstieg werde zu 85 Prozent auf eine Intensivierung der Anbaumethoden und Investitionen zurückgehen und nur zu fünf Prozent auf eine Ausweitung der Flächen. Die Berechnung beziehe sich auf ein angenommenes Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent Ende des Jahrzehnts. Die Produktionssteigerungen werden demnach die zunehmende Nachfrage ausgleichen und auch mittelfristig ein Absinken der realen Preise bewirken. Gurría sagte, angesichts der zunehmenden Bedeutung von Lebensmittelimporten in Ländern mit wachsender Bevölkerung südlich der Sahara wie Nigeria seien offene Grenzen und klare Regeln im internationalen Handel immer wichtiger.

Bis zum Ende des Jahrzehnts wird der Treibhausgasausstoß der landwirtschaftlichen Produktion laut dem Bericht im Vergleich zum derzeitigen Stand um sechs Prozent steigen. 80 Prozent davon entfallen demnach auf den Zuwachs der Nutztierhaltung, die bis 2029 um 14 Prozent steigen dürfte. Im kommenden Jahrzehnt werde sich der Anstieg der landwirtschaftlichen Emissionen voraussichtlich verlangsamen, sagte Gurría.

Zur Versorgung der voraussichtlich bis 2029 um eine Milliarde wachsenden Weltbevölkerung seien mehr Investitionen in die Landwirtschaft nötig, damit diese nachhaltig, umweltfreundlich und produktiver gestaltet werde, betonte FAO-Generalsekretär Qu Dongyu. "Andernfalls ernten wir die bittere Frucht von schlechteren Böden und Wasserqualität."