GIZ: Corona-Pandemie trifft Entwicklungsländer am härtesten

GIZ: Corona-Pandemie trifft Entwicklungsländer am härtesten
In Afrika steigen die Covid-19-Fälle, doch gerade die armen Länder und Krisenregionen sind nicht dafür gerüstet. Entwicklungshelfer befürchten dramatische Folgen - und schichten Gelder für schnelle Hilfen um.

Berlin (epd). Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) befürchtet dramatische Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Entwicklungsländer. Das Virus sei in Afrika auf dem Vormarsch und wirke in einigen Regionen destabilisierend, sagte GIZ-Vorstandssprecherin Tanja Gönner bei der Jahreskonferenz des Bundesunternehmens am Donnerstag in Berlin. Sie betonte: "Die Krise trifft die Entwicklungsländer am härtesten."

Nach Worten des GIZ-Aufsichtsratsvorsitzenden Martin Jäger gibt es derzeit in Afrika zum Teil rasante Zuwächse bei den Covid-19-Erkrankungen. Dabei sei der Kontinent auf eine solche Pandemie nicht eingestellt, sagte Jäger, der auch Staatssekretär im Entwicklungsministerium ist. So habe etwa das westafrikanische Mali gerade einmal zehn Beatmungsgeräte und Notfallbetten bei rund 18 Millionen Menschen.

Mit Beginn der Pandemie hätten Afrika zudem über Nacht fast 100 Milliarden US-Dollar an Kapital aus dem Ausland gefehlt, betonte er. Beispielsweise entfielen wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Beschränkungen fast ein Fünftel der Rücküberweisungen von Gastarbeitern in reicheren Staaten an ihre Familien in den armen Ländern.

Der Etat des Entwicklungsministeriums wurde im aktuellen zweiten Nachtragshaushalt 2020 wegen der Pandemie um gut 1,5 Milliarden Euro für Corona-Hilfen aufgestockt. Laut Schäfer soll das zusätzliche Geld dort eingesetzt werden, wo es am nötigsten gebraucht wird. Maßgeblich sei dabei, was vor Ort gefordert werde. Deutschland werde niemandem "ein Solardach aufzwingen", wenn gleichzeitig die Menschen nichts zu Essen hätten.

Die GIZ hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr bereits rund 110 Millionen Euro für Corona-Sofortmaßnahmen identifiziert und zum Teil auch schon umgeschichtet, um den betroffenen Menschen möglichst schnell zu helfen. Bis Jahresende könnten weitere 130 Millionen Euro in solche Hilfen fließen. Der Schwerpunkt liege dabei auf afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Aktuell würden dort rund 23 Millionen Euro allein für die Pandemiebekämpfung eingesetzt - etwa um medizinisches Personal zu schulen, um Schutzkleidung, Fieberthermometer, Seifen und Handwaschstationen bereitzustellen und um digitale Überwachungssysteme einzurichten, die zeigten, wo sich das Virus ausbreite.

Im Irak seien beispielsweise in den vom Entwicklungsministerium geförderten "Innovationszentren" in den Städten Mossul und Basra die dort vorhandenen 3D-Drucker und Laserschneider eingesetzt worden, um mehr als 10.000 Gesichtsschutzschilder für medizinisches Personal herzustellen. Die weitere Produktion werde künftig von lokalen Kleinunternehmen übernommen.

Auch in der Corona-Krise arbeite die GIZ mit 22.000 Mitarbeitern in 120 Ländern, zwei Drittel der Mitarbeiter seien weiterhin vor Ort. Abgezogen worden seien Mitarbeiter wegen der besonderen Sicherheitslage etwa aus Afghanistan.

Im vergangenen Jahr war das Geschäftsvolumen des Bundesunternehmens laut GIZ auf den Rekordwert von 3,1 Milliarden Euro gestiegen. Arbeitsschwerpunkte seien 2019 die Bereiche Klima und Energie, Flucht und Migration sowie Sicherheit und Stabilisierung gewesen. Hauptauftraggeber ist das Entwicklungsministerium. Weitere Geldgeber sind die Europäische Union, Regierungen weltweit, internationale Institutionen, Stiftungen und Unternehmen.