Missbrauchsbeauftragter kritisiert evangelische Kirche

Missbrauchsbeauftragter kritisiert evangelische Kirche

Köln, Berlin (epd). Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, dringt auf ein raschere Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. Beim Thema Aufarbeitung sehe er die katholische Kirche in einer Vorreiterrolle, sagte er am Donnerstag im Deutschlandfunk. "Die evangelische Kirche hat vielleicht eine zeitlang gedacht, dass sie auf einheitliche Standards und Kriterien bei der Aufarbeitung verzichten kann", erklärte Rörig.

Er könne nicht ausschließen, dass einige evangelische Landeskirchen bis heute die Hoffnung hätten, dass sie um eine unabhängige Aufarbeitung von Missbrauch in ihrem Bereich herumkämen, sagte der Missbrauchsbeauftragte. Bei einem Treffen im Juni mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe er darauf hingewiesen, was er bei der Aufarbeitung noch vermisse.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatten sich im April mit dem Unabhängigen Beauftragten auf verbindliche Kriterien für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt geeinigt. Die Erklärung wurde im Juni in Berlin unterzeichnet.

Bei der EKD habe die Einrichtung eines Betroffenenbeirats und die wissenschaftliche Erforschung von Ursachen und Strukturen sexualisierter Gewalt im Vordergrund gestanden, sagte Rörig. Auf ihrer Tagung im Juni hatten die 20 Landeskirchen der EKD in einem "Letter of Intent" der weiteren Zusammenarbeit zwischen der EKD und dem Unabhängigen Beauftragten zugestimmt. Bis Ende September soll geklärt werden, auf welcher Basis die EKD mit dem Missbrauchsbeauftragten genau zusammenarbeiten möchte.

epd hei