Missbrauch: Mertes fordert unabhängige Aufarbeitungskommission

Missbrauch: Mertes fordert unabhängige Aufarbeitungskommission

Freiburg (epd). Der Theologe und Jesuit Klaus Mertes hält die Aufklärung der Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche für gescheitert. "Trotz vieler Bemühungen ist es bisher nicht gelungen, eine unabhängige Aufarbeitung von Missbrauch und dessen Vertuschung so auf den Weg zu bringen, dass sie in der Öffentlichkeit auch als unabhängig anerkannt wird", schreibt der Theologe in der "Herder Korrespondenz" (Juli). Mertes hatte vor zehn Jahren in einem Brief Missbrauchsfälle durch zwei Jesuitenpatres am Berliner Canisius-Kolleg öffentlich gemacht und damit den Skandal in der katholischen Kirche ausgelöst.

Mertes fordert eine staatliche und unabhängige Kommission zur umfassenden Aufarbeitung von Missbrauch in den Kirchen, aber auch in Sportverbänden und Schulen. Die bisherigen Anstrengungen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, reichten nicht aus. Im April hatten die katholischen Bischöfe mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung eine Vereinbarung zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch abgeschlossen. Diese sollte am Montag unterzeichnet werden. Demnach soll es in allen 27 Bistümern künftig von den Bischöfen eingesetzte Kommissionen zur Aufarbeitung geben.

Eine wirklich unabhängige Aufarbeitung könne es nur geben, wenn die Bischöfe und Ordensoberen Macht und Kontrolle komplett an eine wirklich unabhängige Kommission abgäben, schreibt Mertes. Diese müsse eine nicht-kirchliche Kommission sein. "Ihr würden in der Öffentlichkeit anerkannte Persönlichkeiten und führende Experten angehören. Sie müsste mandatiert werden, das Missbrauchsgeschehen in der katholischen Kirche zu untersuchen, interne Aufarbeitungsprozesse zu begleiten und auch ein Verfahren für Täter-Opfer- Ausgleiche bereitzustellen", betont der Theologe. Die österreichische "Unabhängige Opferschutzkommission", die schon im Frühjahr 2010 errichtet wurde, könne als Vorbild dienen.