Mehr als eine Million Corona-Infizierte in Brasilien

Mehr als eine Million Corona-Infizierte in Brasilien

Berlin, São Paulo (epd). Knapp vier Monate nach Ausbruch der Corona-Pandemie in Brasilien hat die Zahl der erfassten Infizierten die Millionengrenze überschritten. Die regionalen Gesundheitsbehörden meldeten am Freitagabend (Ortszeit) 1.038.568 Infizierte, wie die Tageszeitung "Folha de São Paulo" berichtete. 49.090 Menschen sind bislang offiziell an den Folgen einer Virus-Infektion verstorben. Brasilien ist nach den USA das Land, das am schwersten von der Pandemie betroffen ist.

Die tatsächliche Zahl der Infizierten liegt Experten-Schätzungen zufolge mindestens sieben Mal höher. Da Brasilien über sehr geringe Testkapazitäten verfügt, wird nur ein Bruchteil der Betroffenen erfassten. Auch die Zahl der Toten dürfte weitaus höher als offiziell angeben sein. Wenn sich an der rasanten Ausbreitung des Corona-Virus nichts ändert, wird Brasilien Ende Juli nach einer Studie der Universität von Washington die USA in der Zahl der Toten überholt haben.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro verharmlost trotz der dramatischen Entwicklung weiter die Pandemie. Er spricht von einer "kleinen Grippe" und einer Erfindung der Medien, um die brasilianische Wirtschaft kaputt zu machen. Anfang Juni verfügte er, dass das Gesundheitsministerium alle Daten zum Verlauf der Pandemie und auch die Gesamtzahl der Toten aus dem Netz nimmt. Medien und regionale Gesundheitsbehörden werfen der Regierung Vertuschung und Manipulation der Daten vor. Daraufhin schlossen sich Brasiliens größte Medienunternehmen zusammen und veröffentlichen auf Grundlage der Informationen von den regionalen Gesundheitsämtern eine tägliche Statistik über die Zahl der Infektionen und Toten.

Hotspot der Corona-Infektionen ist der bevölkerungsreichste Bundesstaat São Paulo. Hier sind allein mehr als 200.000 Menschen infiziert, mehr als 12.000 sind an den Folgen der Virusinfektion gestorben. Ähnlich dramatisch ist die Situation in Rio de Janeiro und in der Amazonas-Region. Trotzdem hatten die Regionalregierungen Lockerungen wie die Öffnung von Läden und Shopping-Centern verfügt.