Flüchtlingshilfe soll sich nach Corona-Lockerung normalisieren

Flüchtlingshilfe soll sich nach Corona-Lockerung normalisieren
Guterres würdigt Einsatz von Flüchtlingen im Kampf gegen Corona
In der Corona-Krise wurden viele Projekte für Flüchtlinge gestoppt. Nach den Lockerungen hofft Staatsministerin Widmann-Mauz auf eine schnelle Wiederaufnahme, um besonders schutzbedürftigen Menschen in Flüchtlingslagern in Jordanien zu helfen.

Berlin, New York (epd). Aus Anlass des Weltflüchtlingstags an diesem Samstag haben die Vereinten Nationen, Kirchen und Vertreter der Bundesregierung Schutz und Hilfen für Menschen auf der Flucht angemahnt. "Auch der Flüchtlingsschutz muss nach Aufhebung der Corona-Einschränkungen schnell zur Normalität zurückfinden", erklärte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU) am Freitag.

Wichtig sei, nach Möglichkeit die Familienzusammenführung und die Ansiedlung von Flüchtlingen über das Resettlement-Programm des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wieder aufzunehmen. Im Libanon oder in Jordanien warteten alleinstehende Frauen, Eltern mit kleinen Kindern oder Flüchtlinge mit schwersten Erkrankungen dringend auf Unterstützung. Für sie gebe es über das Resettlement legale, sichere Wege nach Deutschland, sagte die Staatsministerin.

UN-Generalsekretär António Guterres würdigte den Einsatz von Flüchtlingen im Kampf gegen das Coronavirus. Flüchtlinge arbeiteten überall auf der Welt als Ärzte, Pfleger, Wissenschaftler oder Lehrer an der Front gegen die Pandemie, sagte er.

Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk hat die Zahl der Flüchtlinge Ende 2019 weltweit einen neuen Höchststand erreicht. Fast 80 Millionen Menschen waren auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Gewalt, fast zehn Millionen mehr als im Jahr davor. Das entspricht rund einem Prozent der Weltbevölkerung. Fast 30 Millionen dieser geflüchteten Männer, Frauen und Kinder fanden in Nachbarländern Schutz, die oft zu den ärmsten Staaten der Welt gehören.

Kirchenvertreter riefen zu Solidarität auf. "Flüchtlinge gehören zu Gottes großer Menschheitsfamilie und sie brauchen unsere Hilfe, unsere Unterstützung", sagte der Präses der rheinischen Kirche, Manfred Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Für die Kirche heiße das: "Wir unterstützen die Seenotrettung im Mittelmeer, damit Menschen auf der Flucht nicht ertrinken." Zugleich werde die Arbeit griechischer Kirchen in Flüchtlingslagern unterstützt.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht besonders die wohlhabenden Staaten in der Corona-Pandemie gefordert. Ein Bruchteil der Summen, die für die Rettung von Fluggesellschaften und anderen Unternehmen bereitgestellt würden, könnte den Geflüchteten und ihren Herkunftsländern helfen, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Die Bundesregierung gedachte aus Anlass des Weltflüchtlingstags auch der Opfer von Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg. "Die Erinnerung an die verheerenden Erfahrungen unserer Eltern und Großeltern verblasst zunehmend", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Der Gedenktag helfe, die Erinnerung wachzuhalten. "Die Erfahrungen aus unserer eigenen Geschichte sind uns Mahnung für Gegenwart und Zukunft." Die jährliche Gedenkstunde der Bundesregierung am 20. Juni für die Opfer von Flucht und Vertreibung fällt wegen der Corona-Pandemie aus.

epd lbm/lnb/et jup