Gericht zwingt Brasilien zur Veröffentlichung von Corona-Zahlen

Gericht zwingt Brasilien zur Veröffentlichung von Corona-Zahlen

Berlin, São Paulo (epd). Brasiliens Oberstes Gericht hat die Regierung zur vollen Transparenz bei der Statistik zur Erfassung von Corona-Infektionen aufgefordert. Das Gesundheitsministerium müsse unverzüglich wieder alle Daten über die Zahl der Infektionen und die Entwicklung der Pandemie zur Verfügung stellen, verfügte Richter Alexandre de Moraes am Montagabend (Ortszeit) laut der Tageszeitung "Estado de São Paulo". Das Gesundheitsministerium hatte seit Freitagabend keine Gesamtzahl der Toten nach einer Corona-Infektion mehr veröffentlicht, sondern nur noch die Zahl der vergangenen 24 Stunden. Die regionalen Gesundheitsbehörden hatten dem Ministerium Manipulation der Daten vorgeworfen.

Das Ministerium hatte auch die Datensammlung, die die Entwicklung der vergangenen Monate aufzeigte, aus dem Netz entfernt. Das Vorgehen war auf scharfe internationale Kritik gestoßen. Wie brasilianische Medien berichten, hatte Präsident Jair Bolsonaro Druck auf das Gesundheitsministerium ausgeübt und verlangt, dass die Zahl der Toten innerhalb von 24 Stunden nicht die 1.000 überschreiten dürfe.

De Moraes erklärte, die Pandemie stelle eine "reale und sehr ernste Bedrohung" dar und dürfe nicht verharmlost werden. Brasilien ist nach den USA das derzeit weltweit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land. Mehr als 37.000 Menschen sind laut der US-Universität Johns Hopkins bislang an den Folgen einer Covid-19-Infektion verstorben. Die Infektionen steigen immer noch rasant an.

Trotz der hohen Sterberate verharmlost Bolsonaro konsequent die Krise und setzt sich über alle von den regionalen Gouverneuren verhängten Schutzmaßnahmen hinweg. Im Streit mit dem Präsidenten über das Krisenmanagement haben bereits zwei Gesundheitsminister, beides Mediziner, die Regierung verlassen. Das Ministerium wird jetzt übergangsweise von General Eduardo Pazuello geführt.