GEW kritisiert Bedingungen für Digitalisierung in der Bildung

GEW kritisiert Bedingungen für Digitalisierung in der Bildung

Berlin (epd). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Voraussetzungen für digitalen Unterricht in Deutschland als unzureichend kritisiert. Mit Blick auf den in der Corona-Krise gestiegenen Bedarf an Homeschooling oder Distanzunterricht verfüge der Bildungsbereich nur über eine mangelhafte Infrastruktur, eine schlechte technische Ausstattung und eine falsche Fokussierung durch die Politik, sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann am Mittwoch in Berlin. Bei der Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern zur Digitalisierung gebe es zudem "noch viel Luft nach oben".

Die GEW präsentierte dazu eine repräsentative Mitgliederbefragung mit dem Titel "Digitalpakt Schule und Digitalisierung an Schulen" vom Februar dieses Jahres. Demnach fühlen sich nur elf Prozent der Lehrerinnen und Lehrer gut oder sehr gut über den "Digitalpakt Schule" informiert. Nur ein knappes Drittel (31 Prozent) gab an, dass die jeweilige Schule ausreichend Zeit für die Entwicklung eines entsprechenden medienpädagogischen Konzeptes gehabt habe.

Insgesamt 90 Prozent der Lehrkräfte nutzen zudem private Geräte wie PC, Laptop oder Tablet für dienstliche Zwecke. GEW-Vorstandmitglied Ansgar Klinger kritisierte, das wäre in vielen Unternehmen "kaum vorstellbar". Dennoch hätten 55 Prozent der Befragten bereits vor der Corona-Krise mehrmals pro Woche digitale Medien im Unterricht genutzt.

Von den Befragten waren 18 Prozent der Ansicht, dass es ausreichend Fortbildungen zu Digitalisierungsthemen gibt, wie es weiter hieß. Fast jeder zweite Lehrer (49 Prozent) gab unterdessen an, dass keine relevanten Fortbildungen dazu angeboten würden. Hoffmann sagte, es gebe zwar einen erhöhten Weiterbildungsbedarf, nötig seien aber vor allem schulinterne Fortbildungen und keine von kommerziellen Anbietern.

Fortbildungen für Lehrkräfte wegen der Coronavirus-Pandemie während der Sommerferien erteilte die GEW unterdessen eine Absage. So schnell könne kein adäquates Weiterbildungsangebot bereitgestellt werden, begründete Hoffmann. Schnelle Lösungen seien nicht in Sicht, weil bereits in der Vergangenheit vieles versäumt worden sei.

Die GEW geht davon aus, dass es auch im kommenden Schuljahr wegen Covid-19 eine Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht geben wird. Wichtig sei, künftig alle Schülerinnen und Schüler mit digitalen Bildungsangeboten zu erreichen, was derzeit nicht der Fall sei, sagte Hoffmann. Die sozialen Unterschiede dürften sich nicht vergrößern. So verfügten viele Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien nicht über die technische Ausstattung, um am Digitalunterricht teilzunehmen.

Hoffmann kritisierte zudem, dass die Kultusministerkonferenz trotz der Corona-Krise zu sehr den Fokus auf Schulabschlüsse wie das Abitur und die Noten gelegt habe. Kreative Lehrkonzepte in der Krise jenseits von Zensuren und abfragbarem Wissen seien nicht gefördert worden.

Bei der Verteilung der Mittel aus dem Digitalpakt Schule etwa bezüglich der Ausstattung mit mobilen Endgeräten oder bei Lehrkonzepten für den Distanzunterricht in der Corona-Krise sieht die GEW die Politik in der Pflicht. Hier müssten die Kultusbehörden klare Vorgaben machen und Orientierung geben, forderte Klinger.