Lilie: Pfingsten ist das Fest einer solidarischen Gesellschaft

Lilie: Pfingsten ist das Fest einer solidarischen Gesellschaft

Berlin (epd). Für Diakoniepräsident Ulrich Lilie ist Pfingsten das Fest einer "pluralistischen und doch solidarischen Gesellschaft". Es feiere die Gemeinschaft der Unterschiedlichen, es feiere, dass fremde Menschen sich als miteinander verbunden entdecken könnten, sagte Lilie in einer am Freitag in Berlin veröffentlichten Pfingstbotschaft. Für Christen gilt das Pfingstfest als "Geburtstag der Kirche", es ist das Fest des Heiligen Geistes. In der biblischen Geschichte sorgt Gottes heilige Geistkraft dafür, dass sich plötzlich Menschen unterschiedlicher Sprachen und Nationen ohne Hemmnisse verstehen.

Pfingsten sei das "Geisterfest" unter den kirchlichen Hochfesten, erklärte Lilie. Es finde weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. "Es gibt keine Tauben aus Schokolade, die schon seit Wochen in den Supermärkten locken, kein Geist in Flaschen, niemand backt Pfingstkuchen oder schickt inspirierte Grüße an die Verwandtschaft." Anders als Weihnachten oder Ostern entziehe Pfingsten sich der Kommerzialisierung und damit hat es in unserer kirchenfernen Marktgesellschaft einfach schlechte Karten.

Dieses Geschenk eines unerwarteten, intensiven Wir-Gefühls zwischen Menschen sei kostbar, sagte der Diakoniepräsident. "Für mich zeigt sich das Wirken dieses Geistes tatsächlich überall, wo die Idee der Solidarität oder Nächstenliebe gepflegt und gelebt wird. Wo versucht wird, die Entdeckung, dass wir untereinander verbunden und einander anvertraut sind, in den Alltag zu holen. Über alle Fremdheit hinweg, trotz aller Unterschiede, allem Unverständnis, unabhängig von Sympathie oder Antipathie."

In dieser Perspektive könne er auch die Corona-Krise als Zeit der "Geistesgegenwart" lesen. Sie sei eine Pfingsterfahrung besonderer Art. Auf der ganzen Welt hätten sich einander fremde Menschen mit Solidarität infizieren lassen und füreinander gesorgt.