Konflikt um umstrittenen Bremer Pastor geht weiter

Konflikt um umstrittenen Bremer Pastor geht weiter

Bremen (epd). Der Kirchenvorstand der evangelisch-konservativen St.-Martini-Gemeinde in Bremen hat die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen ihren umstrittenen Pastor Olaf Latzel scharf kritisiert. Das Verfahren sei ein unverhohlener Angriff auf die unbeschränkte Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit, die den Gemeinden in der Verfassung der Bremischen Evangelischen Kirche garantiert sei, heißt es in einer Stellungnahme, die der Vorstand auf der Internetseite der Gemeinde veröffentlichte.

Der leitende Kirchenausschuss hatte das Verfahren in der vergangenen Woche gestartet, weil sich Latzel homosexuellen Menschen gegenüber beleidigend geäußert und sie als Verbrecher bezeichnet hatte. "Derartige Entgleisungen schaden dem Ansehen der ganzen Kirche erheblich", begründete das Gremium seine Entscheidung.

Der Vorstand der St.-Martini-Kirchengemeinde bestreitet die Rechtmäßigkeit des Beschlusses des Kirchenausschusses. Sanktionen, die im Zuge des Verfahrens möglicherweise ausgesprochen würden, akzeptiere die Gemeinde nicht, kündigte Jürgen Fischer als leitender Repräsentant des Vorstandes an.

Unterdessen prüft die Bremer Staatsanwaltschaft, ob Latzels Äußerungen den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen. Die Kirchenleitung hatte das Disziplinarverfahren gleich nach seiner Einleitung ausgesetzt. Sie verwies darauf, dass es nur wieder aufgenommen wird, wenn die Staatsanwaltschaft die Äußerungen Latzels als Straftat einstuft. Unabhängig davon hat auch der Trägerverein des Christopher Street Day in Bremen Strafantrag gegen Latzel gestellt.

Auf der anderen Seite wenden sich knapp 17.000 Unterstützer Latzels in einer Online-Petition gegen eine Suspendierung des Pastors. Die St.-Martini-Gemeinde ist eine von insgesamt 61 Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche, zu der gut 180.000 Mitglieder gehören. St. Martini zählt darunter mit knapp 1.200 Mitgliedern zu den kleineren Gemeinden.