Report: Schlechte Zeiten für betriebliche Ausbildung

Report: Schlechte Zeiten für betriebliche Ausbildung

Duisburg, Essen (epd). Die Corona-Pandemie dürfte einem Report zufolge die schlechte Situation für die betriebliche Ausbildung weiter verschärfen. Trotz wachsender Beschäftigung in Deutschland sei in den zurückliegenden Jahren die Zahl der Ausbildungsbetriebe gesunken, erklärten Arbeitsmarktforscher des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen am Montag. Nach einer kurzfristigen Stabilisierung durch einen positiven Zuwachs bei ostdeutschen Betrieben in den Jahren 2016 und 2017 sei insgesamt die Quote der ausbildenden Betriebe seit 2007 bundesweit um 4,4 Prozentpunkte auf 19,7 Prozent im Jahr 2018 gesunken. Auch die Ausbildungsquote, also der Anteil der Azubis an der Gesamtheit der Beschäftigten, sank demnach im gleichen Zeitraum um 1,7 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent.

Dass sich immer mehr Betriebe trotz der guten Konjunktur- und Beschäftigungslage aus der betrieblichen Berufsausbildung zurückgezogen haben, geht nach Einschätzung des IAQ auf wirtschaftliche Planungserfordernisse zurück. Denn bei steigenden Wettbewerbsdruck müssten sich Unternehmen oftmals an kurzfristigen Planungshorizonten orientieren. Die Ausrichtung der Berufsausbildung am langfristigen, gesamtwirtschaftlich erforderlichen Bedarf werde schwieriger.

Hinzu kommen nach Einschätzung der Arbeitsmarktforscher demografische Faktoren wie die rückläufige Zahl jüngerer Menschen in der Bevölkerung. Immer mehr von ihnen erreichten höhere Schulabschlüsse und orientierten sich an universitären Bildungsabschlüssen. Der Pool der Auszubildenden, aus dem Betriebe schöpfen könnten, schrumpfe.

Mit Blick auf die ungünstigen wirtschaftlichen Entwicklungen als Folge der Corona-Beschränkungen werde es wahrscheinlich, dass sich das Ausbildungsengagement der Betriebe stärker reduzieren wird, hieß es. Betriebe, die um ihre Existenz fürchten, dürften Ausbildungsbemühungen vermutlich zurückstellen. Vor allem Kleinstbetriebe mit bis zu neun Beschäftigten zögen sich aus dem Ausbildungsmarkt zurück. Für die Jüngeren, die aktuell den Übergang von Schule zu Beruf meistern müssten, seien dies schlechte Aussichten, erklärte das IAQ. Für die Unternehmen und den Arbeitsmarkt drohten Fachkräftemangel und ein stetiger Bedarf an nachholender Qualifizierung in Form von Fortbildung oder Umschulung.