Debatte um Rückkehr zu Gottesdiensten

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Debatte um Rückkehr zu Gottesdiensten
"Wort zum Sonntag"-Pastor empfiehlt Verzicht auf religiöse Feiern
Während die Bundesregierung sich um ein einheitliches Vorgehen bei der Rückkehr zu Gottesdiensten bemüht, sind einzelne Bundesländer vorgeprescht. Zum Beispiel NRW. Regierungschef Laschet ist froh, dass religiöses Leben bald wieder möglich ist.

Die Rückkehr zu öffentlichen Gottesdiensten in einigen Bundesländern sorgt für Diskussionen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) verteidigte am Wochenende die Entscheidung, in der Corona-Krise ab Mai wieder religiöse Feiern in seinem Bundesland zu erlauben. Als egoistisch bezeichnete es hingegen der Bochumer Pastor Christian Rommert in einem "Wort zum Sonntag" im Ersten, jetzt wieder Gottesdienste abzuhalten. Der Koordinationsrat der Muslime drang auf ein bundesweit einheitliches Vorgehen.

Laschet sagte der "Welt" (Samstag), ein Verbot von Gottesdiensten sei eine "massive Einschränkung der Grundrechte". "Mir, wie vielen anderen Menschen, fehlt der Gottesdienst, die Gemeinsamkeit im Glaube", betonte der Katholik. In enger Abstimmung mit den Kirchen und Religionsvertretern habe die Landesregierung die Einschränkung besprochen. "Ich bin froh, dass ab Mai unter strengen Schutzvorschriften das gemeinschaftliche religiöse Leben behutsam wiederentsteht", sagte der CDU-Politiker.

Zum Verzicht auf Gottesdienste rief Pastor Rommert auf. "Wer irgendwie kann, sollte sich jetzt freiwillig hinten anstellen, egal welches Recht es gibt, das er einfordern kann", sagte Rommert in der am Samstag im Ersten ausgestrahlten Sendung "Wort zum Sonntag". Er könne zwar nachempfinden, dass viele angesichts von Ladenöffnungen jetzt auch wieder Gottesdienste mit Gemeinde feiern wollen, doch das sei auch egoistisch. Gottesdienst sei auch Nächstenliebe, betonte er. "Den Schwachen beistehen. So diene ich Gott: Auf andere Rücksicht nehmen."

Neben Nordrhein-Westfalen wollen auch Berlin, Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg ab Mai wieder Gottesdienste unter Auflagen erlauben. In Sachsen können schon seit Montag religiöse Feiern stattfinden, allerdings nur mit maximal 15 Teilnehmern. In Thüringen sind Gottesdienste seit diesem Wochenende möglich.

Die Bundesregierung bemüht sich derweil weiter um ein bundesweit einheitliches Vorgehen bei der Zulassung von religiösen Feiern. Auf dem Tisch liegen Konzepte der Glaubensgemeinschaften, die vor allem Abstands- und Hygieneregeln vorsehen. Darüber soll das Corona-Kabinett unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag beraten; am Donnerstag kommen die Regierungschefs von Bund und Ländern zusammen. Merkel hatte in der vergangenen Woche allerdings angedeutet, dass über weitere Lockerungen auch erst am 6. Mai entschieden werden könnte. Was das für religiöse Veranstaltungen bedeutet, blieb offen.

Der Koordinationsrat der Muslime betonte die Notwendigkeit einer bundesweit einheitlichen Regelung. "Wir haben uns als islamische Bundesverbände darauf geeinigt, dass wir die Moscheen auf keinen Fall vor Anfang Mai öffnen, selbst wenn es in einigen Bundesländern rechtlich bereits möglich wäre", sagte Sprecher Burhan Kesici der "Welt" (Montag). "Wir wollen ein bundeseinheitliches Vorgehen. Deswegen warten wir die Gespräche zwischen Bund und Ländern am 30. April ab."

Die westfälische Präses Annette Kurschus erwartet eine schrittweise Rückkehr zu öffentlichen Gottesdienste in NRW. "Wir werden sicher am 3. Mai nicht in allen unseren Gemeinden wieder Gottesdienst feiern, sondern das wird gestuft geschehen", sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Radiosender WDR 5. "Der 3. Mai ist für uns der Termin, ab dem es möglich ist, aber kein Zwangsdatum, an dem alle ohne Ausnahme wieder Gottesdienst feiern werden."

Die leitende Theologin der viertgrößten deutschen Landeskirche warnte vor einem "Wettlauf, wer zuerst wieder Gottesdienste feiert". Dies könnte zur Folge haben, "dass sich möglicherweise wieder neue Leute infizieren und unsere Gottesdienste zu Hotspots einer neuen Infektionswelle werden", sagte die 57-Jährige. "Das darf nicht passieren. Deshalb sind für uns die Vorsicht, die Behutsamkeit und das Abwägen an erster Stelle."

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