Langjähriger sächsischer Landesbischof Johannes Hempel gestorben

Langjähriger sächsischer Landesbischof Johannes Hempel gestorben
Kretschmer: «Weichensteller deutsch-deutscher Kirchengeschichte»
Johannes Hempel ist tot. Der frühere sächsische Landesbischof starb mit 91 Jahren in Dresden. Er galt als unermüdlicher Arbeiter für Frieden und Demokratie. In der DDR übernahm er eine wichtige Rolle.

Dresden/Hannover (epd). Vertreter aus Kirche und Gesellschaft haben den verstorbenen sächsischen Landesbischof Johannes Hempel als herausragende Persönlichkeit und engagierten Demokraten gewürdigt. Aus seinem Leben sei Segen "für so viele Menschen und unsere ganze Kirche erwachsen", erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag in Hannover. Er habe "immer um eine authentische Kirche" gerungen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bezeichnete ihn als "Weichensteller der deutsch-deutschen Kirchengeschichte".

Hempel war am Donnerstag in Dresden im Alter von 91 Jahren gestorben. Der promovierte Theologe stand von 1972 bis 1994 an der Spitze der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Er habe es vermocht, "die christliche Botschaft zu leben und mit Worten und Taten unter die Leute zu bringen", sagte Kretschmer. In ganz besonderem Maß habe er sich für eine demokratische Kirche eingesetzt. Während der friedlichen Revolution sei er "als geschickter Vermittler" aufgetreten. Danach nahm er laut dem CDU-Politiker aktiv an der politischen und gesellschaftlichen Umgestaltung teil.

Hempel war Leitender Bischof der VELKD in der DDR und ab 1982 Vorsitzender der Konferenz der ostdeutschen Kirchenleitungen. Schon 1975 wurde der sächsische Theologe Mitglied des Zentralausschusses und des Exekutivausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf. Von 1983 an war er einer der sieben internationalen Präsidenten des ÖRK und von 1991 bis 1997 stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

"Wir gedenken seiner mit Achtung und großem Dank", erklärte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister. In zahlreichen Funktionen habe er seinen Dienst "mit viel Engagement und Leidenschaft, mit Gottvertrauen und geistlicher Wirkkraft" ausgeübt.

Der sächsische evangelische Landesbischof Tobias Bilz bezeichnete ihn als "eine Autorität", deren "große Stärke" es war, "schwierige Situationen zu ordnen und das wegweisende Wort zu sprechen".

Unter großen Herausforderungen habe Hempel in unterschiedlichen politischen Systemen Kirchengeschichte gestaltet und geprägt, erklärte Meister. Die Verkündigung des Evangeliums in klaren Worten sowie sein Engagement für Demokratie und Frieden seien ihm stets ein großes Anliegen gewesen.

Der frühere sächsische Landesbischof Jochen Bohl lobte Hempel als einen Theologen, "der das politische Handeln der Kirche unter den schwierigen Bedingungen in der DDR immer auf exzellente Weise theologisch begründet habe." Hempels direkter Amtsnachfolger Volker Kreß lobte ihn als eine "bedeutende Persönlichkeit", die besonders in den dramatischen Zeiten vor und nach 1989 "mit großer geistlicher Vollmacht gewirkt und wichtige Impulse gesetzt" habe.

Hempel wurde 1929 im ostsächsischen Zittau geboren und studierte zunächst in Tübingen Philosophie, Germanistik und Geschichte. 1950 entschied er sich in Heidelberg zusätzlich für das Theologiestudium und wechselte 1951 an die Kirchliche Hochschule Berlin. Hempel war verheiratet. Er hinterlässt drei Kinder.