Adveniat stellt Corona-Sonderfonds für Lateinamerika bereit

Adveniat stellt Corona-Sonderfonds für Lateinamerika bereit

Essen (epd). Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat hat für den Kampf gegen die Corona-Pandemie in Lateinamerika 2,5 Millionen Euro bereitgestellt. "Die arme Bevölkerungsmehrheit in Lateinamerika ist der Corona-Pandemie schutzlos ausgeliefert", sagte Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz am Mittwoch in Essen auf der Bilanzpressekonferenz des Hilfswerks. Offiziell werde derzeit von rund 100.000 Corona-Infizierten in Lateinamerika ausgegangen, vor allem in Ecuador, Brasilien, Chile und Peru. "Wir erwarten aber, dass die Zahlen sehr viel höher werden", sagte Heinz.

Die Wirkung von Kontaktsperren sei vor allem in den Armenvierteln der Städte begrenzt, wo die Menschen auf engstem Raum zusammenleben, erklärte er: "Sauberes Wasser und Seife fehlen. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal." Auch das Gesundheitssystem sei in vielen Ländern überfordert. In Venezuela, Guatemala und anderen Ländern seien außerdem viele Menschen unterernährt, was sie anfälliger für einen Virusinfekt mache.

Vor allem die Ärmsten, die oft vom Straßenhandel lebten, seien am härtesten von Ausgangssperren betroffen, weil sie dann unmittelbar ihr Einkommen verlören, sagte Heinz weiter. Eine Million Euro des Adveniat-Sonderfonds sei deshalb bereits für Projekte ausgezahlt worden, die Menschen in Notlagen unter anderem mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Schutzmasken versorgen.

Adveniat sorge sich aber auch sehr um die Menschen auf dem Land, sagte Geschäftsführer Stephan Jentgens. Dort gebe es keine medizinische Versorgung oder andere Hilfen, wenn die Menschen an dem Virusinfekt erkrankten. "Ich rechne damit, dass auf dem Land eine Hungersnot bevorsteht", sagte er. Das Motto der Adveniat-Weihnachtsaktion werde deshalb lauten "ÜberLeben auf dem Land".

Die Spendenbereitschaft in Deutschland habe trotz der derzeitigen Sorgen im eigenen Land bislang nicht nachgelassen, erklärte Jentgens: "Bislang hat uns kein Corona-Knick erreicht." Da die Bedürfnisse in Lateinamerika sprunghaft angestiegen seien, sei Adveniat weiter auf Unterstützung angewiesen.

Im vergangenen Jahr konnte Adveniat die Einnahmen aus Kollekten, Zuwendungen und Spenden in einer Höhe von 44 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr halten, wie Jentgens mitteilte. In Lateinamerika und der Karibik seien 2019 insgesamt 1931 Projekte mit insgesamt 36,6 Millionen Euro gefördert worden. Ein Schwerpunkt war wie bereits im Vorjahr Venezuela, wo Adveniat 114 Projekte mit 1,8 Millionen Euro unterstützte. Mit 3,6 Millionen Euro blieb auch das Nachbarland Kolumbien ein Förderschwerpunkt, wo sich eineinhalb bis zwei Millionen venezolanische Flüchtlinge aufhalten.