IWF gewährt 25 armen Ländern Schuldenerleichterungen

IWF gewährt 25 armen Ländern Schuldenerleichterungen
Misereor fordert Erlassjahr zur Bekämpfung der Corona-Krise
Der IWF erwartet infolge der Corona-Krise den schlimmsten wirtschaftlichen Einbruch seit der Weltwirtschaftskrise nach 1929. Besonders schwierig ist die Lage in den armen Ländern. Schuldenerleichterungen sollen helfen, einen Kollaps zu vermeiden.

Frankfurt a.M., Washington (epd). Wegen der Corona-Krise gibt es erste Schuldenerleichterungen für arme Staaten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) gewährt 25 der ärmsten Entwicklungsländer Zuschüsse, damit sie in den kommenden sechs Monaten ihren Schuldendienst gegenüber dem IWF decken können. IWF-Chefin Kristalina Georgieva erklärte am Vorabend der seit Dienstag stattfindenden Frühjahrstagung, dies werde den Ländern helfen, in der Corona-Krise mehr Mittel für medizinische Versorgung und andere Hilfen bereitzustellen. Das katholische Hilfswerk Misereor forderte wegen der Gesundheits- und Wirtschaftskrise ein "Erlassjahr 2020" mit weitergehenden Schritten.

Zu den 25 Ländern, die erste Schuldenerleichterungen erhalten, zählen laut IWF Afghanistan, Gambia, Guinea, Haiti, Jemen, Kongo, Madagaskar, Malawi, Mali, Mosambik, Nepal, Niger, Ruanda, Tadschikistan, Togo und die Zentralafrikanische Republik. Der IWF hat dafür laut Georgieva 500 Millionen US-Dollar (458 Millionen Euro) zur Verfügung, darunter neu 185 Millionen Dollar aus Großbritannien und 100 Millionen Dollar aus Japan. Insgesamt hofft der IWF auf 1,4 Milliarden Dollar für den Pandemie-Schulden-Fonds.

Für das laufende Jahr erwartet der Währungsfonds den schlimmsten wirtschaftlichen Einbruch seit der Weltwirtschaftskrise von 1929-1932. Die Weltwirtschaft werde infolge des Lockdowns wegen der Corona-Pandemie um voraussichtlich drei Prozent schrumpfen, heißt es im neuen Wirtschaftsausblick.

Thema der bis Freitag dauernden gemeinsamen Tagung von IWF und Weltbank wird auch ein Schuldenmoratorium für arme Länder sein, also ein Aussetzen ihrer Zins- und Tilgungsverpflichtungen. Den Erlass von Schulden, wie von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gefordert, sehen andere Industrieländer noch mit Zurückhaltung.

Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel plädierte für eine weitergehende Streichung aller im Jahr 2020 fälligen Schuldendienstzahlungen für die besonders von der Krise betroffenen Länder durch bilaterale und private Gläubiger. In vielen Entwicklungsländern habe sich die wirtschaftliche Lage bereits vor Ausbruch des Coronavirus dramatisch verschlechtert. Es gebe einen Teufelskreis aus wachsender Verschuldung und Sparpolitik. Dazu komme der Klimawandel. "Leidtragende sind erneut die Ärmsten und Schwächsten in der Gesellschaft", warnte Spiegel. Durch einen sofortigen Schuldenerlass könnten laut Misereor allein in diesem Jahr 25,5 Milliarden Dollar mobilisiert werden.

Auch der entwicklungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Christoph Hoffmann setzt sich dafür ein, den armen Staaten schnell Liquidität zu verschaffen. "Nachdem Entwicklungsminister Gerd Müller öffentlichkeitswirksam Schuldenschnitte für Entwicklungsländer anregte, kann er jetzt Farbe bekennen", betonte er. Es liege auch an der Bundesregierung, den Notfallfonds des IWF zu füllen.

Die Entwicklungsorganisation ONE appellierte an die Finanzminister der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20), bei ihren Beratungen am Mittwoch für Afrika weitere Schuldenerleichterungen 2020 und 2021, ein Konjunkturprogramm und humanitäre Hilfe zu beschließen. "Länder, die es nicht aus eigener Kraft schaffen, die Krise zu bewältigen, benötigen besondere Unterstützung", sagte Stephan Exo-Kreischer, Deutschland-Direktor von ONE. Afrika dürfe nicht im Stich gelassen werden.