Bad Hersfeld (epd). Die 70. Bad Hersfelder Festspiele sind abgesagt worden. Ein Start der Festspiele im Sommer sei angesichts der Entwicklungen in der Corona-Krise unrealistisch, teilte die Stadt Bad Hersfeld am Dienstag mit. Deshalb habe die Reißleine gezogen werden müsse, erklärte Bürgermeister Thomas Fehling (parteilos). Gleichwohl sei die Absage für die Hotels, die Gastronomiebetriebe, die Geschäfte und die Stadt katastrophal, da die Festspiele auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor seien.
Intendant Joern Hinkel bezeichnete die Absage als Alptraum. Priorität für ihn habe es nun, für alle Beschäftigten faire Lösungen für den Ausfall zu finden, denn sie seien das Rückgrat der Festspiele. Die Absetzung sei aber trotz aller Verzweiflung darüber die richtige Entscheidung, sagte Hinkel. Eine Verlegung in den August oder in den September sei zu unsicher gewesen. "Ich gehe im Augenblick davon aus, dass wir die 70. Bad Hersfelder Festspiele im Sommer 2021 feiern werden", sagte er. Er sei überzeugt, dass nach einer Zeit der Trennung und des Verzichts die Sehnsucht, gemeinsam ins Theater zu gehen und das Leben zu feiern, besonders groß sei.
Die Entscheidung hatte der städtische Haupt- und Finanzausschuss bereits am Donnerstagabend getroffen. Da die Sitzung aber als Telefonkonferenz stattfand, durften laut Hessischer Gemeindeordnung keine Abstimmungen oder Entscheidungen erfolgen. Diese mussten im Umlaufverfahren von den Ausschuss-Mitgliedern nach der Sitzung getroffen und der Verwaltung in schriftlicher Form mitgeteilt werden.
Die 70. Bad Hersfelder Festspiele waren für die Zeit vom 26. Juni bis 23. August geplant. Zum Auftakt war die Uraufführung der Inszenierung "Der Club der toten Dichter" von Intendant Hinkel vorgesehen gewesen. Im vergangenen Jahr zählte das Festival rund 96.000 Besucher.
