Libyen: Corona-Krankenhaus in Tripolis nach Angriffen geschlossen

Libyen: Corona-Krankenhaus in Tripolis nach Angriffen geschlossen

Frankfurt a.M., Tripolis (epd). In Libyen behindert zunehmende Gewalt den Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus. Durch die vielen Opfer des Bürgerkriegs seien die Krankenhäuser bereits überlastet und hätten nur noch eine geringe Kapazität für Covid-19-Patienten, warnte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Sonntag. In der Hauptstadt Tripolis musste laut einem Bericht des britischen Senders BBC zudem eines der größten Krankenhäuser nach mehreren Bombardierungen geschlossen werden.

Trotz internationalen Aufrufen zu einer Waffenruhe eskalierten in den vergangenen Tagen die Kämpfe um Tripolis. Viele Krankenschwestern und Ärzte müssten deshalb Kriegsverletzte behandeln und seien für die Eindämmung von Covid-19 und die Behandlung von Patienten nicht verfügbar, erklärte das IKRK. Hunderttausende Menschen säßen in Libyen zwischen Bomben, Kugeln und dem Coronavirus in der Falle. Die Ausbreitung des Erregers werde das ohnehin anfällige Gesundheitssystem weiter schwächen.

In den vergangenen Tagen wurde das Al-Kahadra-Krankenhaus, in dem auch Corona-Patienten behandelt werden, mehrmals bombardiert und deshalb geschlossen. Der UN-Nothilfekoordinator für Libyen, Yacoub El Hillo, bezeichnete die die Corona-Pandemie und die Angriffe auf das Krankenhaus als tödliche Kombination.

In Libyen kämpfen Truppen und Milizen der von den UN anerkannten Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch gegen Einheiten des Rebellengenerals Chalifa Haftar. Seit dem Beginn von Angriffen von Haftars Truppen auf Tripolis im April 2019 sind laut Vereinten Nationen rund 150.000 Menschen vor der Gewalt geflüchtet. In dem nordafrikanischen Land wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge bis Sonntag 25 Covid-19-Infektionen und ein Todesfall bestätigt.