Kardinal Marx ruft an Ostern zu weltweiter Solidarität auf

Kardinal Marx ruft an Ostern zu weltweiter Solidarität auf
Bedford-Strohm: Reiche mehr belasten nach Corona-Krise
Repräsentanten der Kirchen in Deutschland rufen zu Zusammenhalt auf. Am Abend will sich Bundespräsident Steinmeier zur Corona-Krise äußern.

Frankfurt a.M. (epd). Leitende Geistliche der Kirchen in Deutschland haben am Osterwochenende angesichts der weltweiten Corona-Pandemie zu Solidarität und Zuversicht aufgerufen. Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx sagte, die Krise dürfe nicht dazu führen, dass Ungleichheiten und Spannungen "in unseren Ländern und global größer werden". Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, lenkte den Blick auf mögliche soziale Verwerfungen in Deutschland.

"Man darf sich keine Illusionen machen, wenn die Krise vorüber ist, wird es eine riesige Solidaritätsanstrengung brauchen, und ich hoffe, dass wir alle dazu bereit sind. Besonders die, denen es finanziell gutgeht", sagte Bedford-Strohm der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag). Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm sagte zu einer möglichen Vermögensabgabe, er wolle sich auf die Form der Lastenverteilung nicht festlegen, er sei weder Politiker noch Wirtschaftsfachmann. In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) erläuterte er: "Da sollen die Experten bewerten, was nützlich ist und was vielleicht auch kontraproduktiv."

Kardinal Marx sagte in seiner Osterbotschaft, mit großer Sorge blicke er auf ärmere Länder ohne solch ein leistungsstarkes Gesundheitssystem wie in Deutschland. Gerade jetzt dürfe nicht jeder nur an sich denken, sondern müsse "offen sein für das, was in der ganzen Welt geschieht", erläuterte der Münchner Erzbischof.

Für den Abend hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Fernsehansprache angekündigt. Der Bundespräsident wendet sich für gewöhnlich einmal im Jahr mit einer Weihnachtsansprache an die Menschen im Land. Wegen der Corona-Pandemie ergreift er bislang einmalig auch zu Ostern das Wort.

Papst Franziskus betete am Abend des Karfreitag unter Ausschluss von Gläubigen auf dem römischen Petersplatz den Kreuzweg. Er findet traditionell bei Fackelschein am Kolosseum statt, wurde wegen der Corona-Epidemie in diesem Jahr jedoch verlegt und mit nur wenigen Menschen begangen. In Anwesenheit einiger Häftlinge aus Padua und Mitarbeitern des vatikanischen Gesundheitsamtes sprach der Papst vor dem leeren Platz die Gebete zwischen den Kreuzwegstationen. "Lehre uns, den Menschen nicht mit dem begangenen Unrecht zu identifizieren", sagte er unter Hinweis auf die Häftlinge, die einen Teil der Meditationen zur Prozession verfasst hatten.

Ostern hat nach den Worten der Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, eine weltverändernde Kraft, die zu einem Leben mit Hoffnung und Mitmenschlichkeit befreit. "Besonders dankbar bin ich in diesen Tagen all denen, die in ihrer täglichen Arbeit für andere Menschen trotz hoher Belastung täglich Hoffnungszeichen setzen", sagte die stellvertretende Leitende Bischöfin der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands in ihrer Osterbotschaft in Schwerin. Das gelte vor allem für Beschäftigte im Lebensmittelhandel, in Pflegeeinrichtungen, Seniorenheimen, Kliniken und insbesondere auf den Intensivstationen.

epd lbm/lnh/kfr