Passau (epd). Aus Sicht von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery läuft die Debatte um die Dauer der Kontaktsperren in der Corona-Krise darauf hinaus, den Schutz von Menschenleben gegen wirtschaftliche Interessen abzuwägen. "Wir müssen uns zwischen der hohen Priorität der Rettung von Menschenleben und der Rettung unserer Wirtschaft entscheiden. Das wird noch zu Diskussionen führen", sagte Montgomery der "Passauer Neuen Presse" (Freitag).
Selbst wenn Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) überlege, wie ab Ostern Teile der Kontaktsperren aufgehoben werden können, werde dies nicht gleich vollständig geschehen, sagte der Mediziner: "Wir müssen sehr aufpassen, dass es keinen Rückschlag gibt und die Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen, weil sich alle Menschen wieder treffen." Bisher habe keiner eine Patentlösung.
Die Quarantänekonzepte sähen zurzeit vor, dass diejenigen isoliert werden, die infektiös sind. "Es werden gerade Konzepte entwickelt, bei denen diejenigen, die potenziell ansteckendend sind, sich frei bewegen können. Menschen, die besonders durch Ansteckung gefährdet sind, würden unter Quarantäne gestellt werden", sagte Montgomery. Das sei eine Umkehrung des Quarantäne-Gedankens. Es könne nicht die Lösung sein, dass alle, die zu einer Risikogruppe gehören, drei Monate zu Hause bleiben müssen.
epd kfr