Spahn: "Noch ist das die Ruhe vor dem Sturm"

Spahn: "Noch ist das die Ruhe vor dem Sturm"
Gesundheitsminister Spahn dringt weiter auf den Ausbau der Intensivbehandlungsmöglichkeiten für Covid-19-Patienten. Wie das Land die Krise bewältige und wann wieder mehr Alltag einkehrt, hängt laut Spahn davon ab, dass die Regeln befolgt werden.

Berlin (epd). Angesichts der weiteren Ausbreitung des Coronavirus hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Anstrengungen zur Erhöhung der Behandlungskapazitäten in Krankenhäusern betont. "Noch ist das die Ruhe vor dem Sturm", sagte er am Donnerstag in Berlin. "Keiner kann genau sagen, was in den nächsten Wochen kommt", ergänzte er. Daher müsse man es schaffen, die Intensivkapazitäten zu erhöhen. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der derzeit 28.000 Intensivbetten in deutschen Kliniken zu verdoppeln.

Spahn sagte, Ärzte, Pflegekräfte und alle anderen im Gesundheitswesen würden sich "auf die wohl größte Herausforderung in 75 Jahren" einstellen. Die Politik sei im Krisenmodus und die Bürger erlebten die tiefsten Einschnitte in die bürgerlichen Freiheiten in der Geschichte der Bundesrepublik.

Die derzeitigen Einschränkungen seien notwendig, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, sagte Spahn. Zugleich müsse überlegt werden, wie es danach weitergeht. "Es wird eine Zeit geben, in der wir noch gegen das Virus kämpfen, aber in der das Leben sich wieder schrittweise normalisiert", sagte der Minister. Nach seinen Worten sollen nach Ostern Konzepte zwischen den Ministerpräsidenten der Bundesländer und der Bundesregierung besprochen werden. Spahn betonte, über eine Lockerung oder Veränderung der Einschränkungen könne man aber nur dann sprechen, wenn jetzt überall die Regeln befolgt würden, um die Infektionen zu bremsen.

Künftig werde es unter anderem um die Frage gehen, wie besonders gefährdete Gruppen geschützt werden könnten. Spahn erneuerte seinen Vorschlag, Handydaten und digitale Informationen zu nutzen, um Infektionsketten schnell nachvollziehen zu können. Er sagte, die Gesundheitsämter kämen an ihre Grenzen, wenn sie wie gegenwärtig die Kontaktpersonen eines mit dem Virus infizierten Menschen über Telefonate ermitteln müssten. Bisher stößt Spahn mit dem Vorstoß, Handydaten zur Ermittlung von Kontaktpersonen und Bewegungsprofilen zu nutzen, auch in der Koalition auf Widerstand. Einen entsprechenden Passus im Infektionsschutzgesetz, den er dem Bundestag zur Entscheidung vorlegen wollte, musste er wieder streichen.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sagte, gegenwärtig könne noch keine Aussage getroffen werden, ob sich die Zunahme der Infektionen verlangsame. Als besorgniserregend bezeichnet er, dass zunehmend über Ausbrüche von Covid-19-Infektionen in Alten- und Pflegeheimen berichtet werde. Dies betreffe besonders verletzliche Menschen: "Hier brauchen wir höchste Aufmerksamkeit", sagte Wieler.

epd co/bm jup