Oxfam: Corona bedrohlich für Flüchtlinge auf griechischen Inseln

Oxfam: Corona bedrohlich für Flüchtlinge auf griechischen Inseln

Berlin (epd). Inmitten der Corona-Krise brauchen die Flüchtlinge auf den griechischen Inseln laut der Entwicklungsorganisation Oxfam besonders dringend Schutz und Nothilfe. Die griechische Regierung dürfe den Menschen weder den Schutz verweigern, noch sie dorthin zurückschicken, wo ihr Leben und ihre Freiheit bedroht sind, erklärten Oxfam und der Griechische Flüchtlingsrat (GCR) am Mittwoch in einem Bericht über die Lage im Camp Moria auf der Insel Lesbos. Zum vierten Jahrestag des EU-Türkei-Abkommens warnten die beiden Organisationen vor einer weiteren Verschärfung der Situation.

Etwa 40.000 Asylsuchende säßen unter entsetzlichen Bedingungen in fünf Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln fest, erklärten Oxfam und GCR. Das sei mehr als das Sechsfache der offiziellen Kapazität dieser Lager. "Die Menschen in den Flüchtlingslagern auf den Ägäischen Inseln haben keinen ausreichenden Zugang zu Toiletten, Duschen oder Warmwasser. Viele von ihnen sind aufgrund der unangemessenen Lebensbedingungen bereits in einem geschwächten und gefährdeten Zustand, und haben nur sehr begrenzten Zugang selbst zu medizinischer Grundversorgung", erklärten die Organisationen.

Die Menschen in diesen unhygienischen und unsicheren Bedingungen gefangen zu lassen, sei nicht nur eine Verletzung der Menschenrechte, sondern berge auch das Risiko einer verheerenden Gesundheitskrise, wenn das Coronavirus diese Lager erreicht.

Die Krise sei eine unmittelbare Folge des Abkommens zwischen der EU und der Türkei, bei der schutzsuchende Menschen für politische Zwecke missbraucht würden, protestierte Spyros-Vlad Oikonomou vom Griechischen Flüchtlingsrat. Das EU-Türkei-Abkommen vom März 2016 sieht vor, dass alle Migranten, die auf illegalem Weg von der Türkei auf die griechischen Inseln gelangen, zurückgeführt werden können. Im Gegenzug gibt die EU finanzielle Unterstützung bei der Versorgung von Flüchtlingen in der Türkei. Die türkische Regierung ist damit nicht zufrieden und fordert mehr Geld.

"Während aufgrund der Corona-Krise aktuell viele Unsicherheiten mit Blick auf die Zukunft bestehen, ist es dennoch entscheidend, dass die europäischen Regierungen weiterhin die Schwächsten schützen und ihr Versprechen einhalten, den Kindern Sicherheit zu bieten", betonte Raphael Shilhav von Oxfam. Die EU-Mitgliedsstaaten müssten zum Ende des Leidens beitragen, indem sie gemeinsam Verantwortung für Menschen, die in Europa Asyl suchen, übernehmen.