Frauen bekommen 4,44 Euro die Stunde weniger als Männer

Frauen bekommen 4,44 Euro die Stunde weniger als Männer
Zwischen Männern und Frauen klafft noch immer eine große Verdienstlücke. Frauenministerin Giffey will soziale Berufe aufwerten. Unter neuen Vorzeichen zeige sich in diesen Tagen, was da wirklich zähle, argumentiert die Linken-Politikerin Achelwilm.

Wiesbaden, Berlin (epd). Frauen haben im vergangenen Jahr in Deutschland 20 Prozent weniger Einkommen erhalten als Männer. 17,72 Euro brutto die Stunde verdienten Frauen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anlässlich des Equal Pay Day am 17. März am Montag mitteilte. Das waren pro Stunde 4,44 Euro weniger Einkommen als bei den männlichen Kollegen (22,16 Euro). Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) erklärte, der Kampf für Gleichberechtigung müsse weitergehen. Die Linke rückte in den Mittelpunkt, welch wichtige Rolle insbesondere Frauen derzeit in der Corona-Krise spielten.

Der allgemeine Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern - der unbereinigte Gender Pay Gap - war den Statistikern zufolge 2019 einen Prozentpunkt geringer als in den Vorjahren. Es gebe jedoch große regionale Unterschiede: Der Gender Pay Gap falle nach wie vor in Ostdeutschland viel geringer aus als in Westdeutschland, hieß es weiter. Im Westen sei der Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern im Jahr 2019 um einen Prozentpunkt auf 21 Prozent gefallen, im Osten sei er mit sieben Prozent unverändert geblieben.

Rund drei Viertel des Verdienstunterschieds zwischen Männern und Frauen ist dem Bundesamt zufolge strukturbedingt. Er ist also darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in Branchen und Berufen arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird, und sie seltener Führungspositionen erreichen. Zudem arbeiteten Frauen häufiger in Teilzeit und in Minijobs.

Giffey erklärte, sie arbeite weiter an einer Aufwertung der sozialen Berufe, in denen zu 80 Prozent Frauen tätig seien. Darauf drang auch die Linken-Politikerin Doris Achelwilm - auch mit Blick auf die Ausbreitung des Coronavirus. "Unter neuen Vorzeichen zeigt sich in diesen Tagen, was gesellschaftlich wirklich zählt: Gesundheit, Pflege und Erziehung gehören zuvorderst dazu", sagte sie. Das gelte aber auch für Verkaufspersonal, "dessen Belastungen und Verantwortung sich während der Corona-Krise in besonderem Maße zeigen".

Die Grünen forderten zudem ein "echtes Entgeltgleichheitsgesetz mit verbindlichen und zertifizierten Prüfverfahren" für kleine und große Unternehmen. Nach dem bisherigen Gesetz haben Frauen unter bestimmten Bedingungen Anspruch zu erfahren, wie hoch das Gehalt der männlichen Kollegen ist. "Mit diesem Gesetz werden die Frauen noch immer allein gelassen", sagten die Grünen-Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws und Beate Müller-Gemmeke.

Auch die SPD-Politikerin Katja Mast forderte, das Entgelttransparenzgesetz nachzuschärfen. Giffey zählte diesen Punkt derweil nicht unter den von ihr angestrebten Maßnahmen auf. Stattdessen verwies sie unter anderem auf die von ihr geplante Mindestzahl von Frauen in Vorständen großer Unternehmen, um auch dort ähnlich der Frauenquote für Aufsichtsräte für weibliche Mitbestimmung zu sorgen.

epd co/jgr fu