Gottesdienste wegen Corona-Pandemie abgesagt

Gottesdienste wegen Corona-Pandemie abgesagt
Die Corona-Pandemie trifft die Kirchen nun auch in ihrem Kernbereich: In vielen evangelischen und katholischen Gemeinden wird der Sonntagsgottesdienst ausfallen. Ein erster Bischof befindet sich in Quarantäne.

Frankfurt a.M. (epd). In vielen Kirchengemeinden in Deutschland bleiben am Sonntag die Kirchen leer. Mehrere evangelische Landeskirchen und katholische Bistümer kündigten am Freitag an, wegen der Corona-Pandemie ihre Gottesdienste abzusagen. Das betrifft vor allem Gläubige im Norden und der Mitte Deutschlands. So einigten sich nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) die evangelische Nordkirche und das Erzbistum Hamburg darauf, alle ihre Gottesdienste und Messen für dieses Wochenende abzusagen. Das betrifft die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Die Kirchen in Niedersachsen und Bremen raten sogar dazu, ab sofort alle Gottesdienste, Konzerte und größeren Veranstaltungen bis Mitte April abzusagen - darunter Deutschlands größte Landeskirche Hannover. Auch die Landeskirchen in Oldenburg und Braunschweig rieten dazu, Gottesdienste abzusagen. Im Bistum Hildesheim werden alle öffentlichen Veranstaltungen bis zum 15. Mai abgesagt, teilte ein Sprecher am Freitag mit.

Am Donnerstag hatten mehrere Kirchenleitungen ihren Gemeinden bereits geraten, die Konfirmationen auf den Sommer zu verschieben. Mehrere katholische Bistümer, darunter Münster, Hildesheim und Passau, wollen die Feiern zur Erstkommunion nun ebenfalls verschieben, wie am Freitag bekannt wurde.

Auch in der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, deren Gebiet sich überwiegend auf Nord- und Osthessen erstreckt, werden bis zum Wochenende nach Ostern alle Veranstaltungen und Gottesdienste abgesagt, teilte die Landeskirche am Freitag in Kassel mit. Kirchenräume sollten aber nach Möglichkeit offen gehalten und die Glocken weiter geläutet werden, auch zu den Gebetszeiten.

In der benachbarte Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau können Gottesdienste weiterhin stattfinden, wenn in der Gemeinde keine Infektionen bekannt sind und die Teilnehmenden einen Sicherheitsabstand von einem Meter einhalten können, heißt es in am Freitag veröffentlichten Empfehlungen. Die Gemeinden sollten aber bis auf weiteres auf das Abendmahl verzichten. Auch in der Liturgie solle auf körperlichen Kontakt wie Handschlag oder Friedensgruß verzichtet werden.

In den katholischen Bistümern Limburg und Fulda finden Gottesdienste erst mal statt. Die Bistümer Mainz und Speyer sagten ihre Gottesdienste ab. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf befindet sich mittlerweile unter häuslicher Quarantäne. Er habe sich vor einigen Tagen mit einer infizierten Person in einem Raum aufgehalten, teilte das Bistum mit. Es gehe ihm aber gut, und er sei frei von Symptomen.

Viele Kirchen wollen mit Alternativen zu traditionellen Gottesdiensten auf die Absagen reagieren. So verwies etwa die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland auf Online-, Fernseh- und Rundfunkgottesdienste. Auch das Erzbistum Hamburg veröffentlichte eine Liste mit Gottesdiensten, die im Rundfunk oder online verfolgt werden können, auf seiner Internetseite.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sieht nicht nur schlechtes in den vielen abgesagten Veranstaltungen und geschlossenen Einrichtungen. Wenn die Menschen jetzt unerwartet mehr Zeit haben durch abgesagte Veranstaltungen oder weil sie zu Hause bleiben müssten, dann könnten sie diese Zeit nutzen - für Besinnung, Auftanken und Gemeinschaft mit lieben Menschen, erklärte Bedford-Strohm in einer Kanzelabkündigung, die am Sonntag in den evangelischen Gemeinden in Bayern verlesen werden soll. Er denke aber auch an die Menschen, die gesundheitlich mit den Folgen des Virus kämpfen und die spürbar unter den wirtschaftlichen Konsequenzen zu leiden haben. Das Erzbistum München und Freising sagte am Freitag sämtliche Gottesdienste bis zum 3. April ab.