Genf (epd). Der Rumäne Ioan Sauca soll vorübergehend Generalsekretär des Weltkirchenrates werden. Damit werde eine kurzfristige Nachfolgerregelung für den ausscheidenden Generalsekretär Olav Fykse Tveit getroffen, teilte die Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Agnes Abuom, am Freitag in Genf mit.
Der stellvertretende Generalsekretär Ioan Sauca soll zunächst von Anfang April bis Mitte Juni die Position des geschäftsführenden Generalsekretärs übernehmen. Im Juni könnte dann die Amtszeit des geschäftsführenden Generalsekretärs verlängert werden. Derzeit leitet Ioan Sauca von der Orthodoxen Kirche in Rumänien das Ökumenische Institut Bossey bei Genf.
Hintergrund ist die sich ausbreitende Corona-Krise, die den ÖRK dazu veranlasste, die anstehende Sitzung des Zentralausschusses zu verschieben. Die ursprünglich für den Zeitraum vom 18. bis 24. März anberaumte Sitzung soll nun vom 18. bis zum 25. August stattfinden, teilte Abuom weiter mit.
Nach dem bisherigen Plan sollte der Zentralausschuss bei seiner Zusammenkunft im nächsten Monat über die Nachfolge von Generalsekretär Tveit entscheiden. Bei der Verschiebung handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um die Gesundheit der Teilnehmer und Mitarbeiter am Sitz des ÖRK in Genf zu schützen, betonte die Vorsitzende Abuom. Das neue Corona-Virus ist inzwischen in mehr als 40 Ländern aufgetreten, darunter die Schweiz.
Für die Position der Generalsekretärin oder des Generalsekretärs kandidiert zum einen Elizabeth Joy von der Orthodox-Syrischen Kirche von Malankara, die ihren Hauptsitz in Indien hat. Die 1961 geborene britisch-indische Doppelbürgerin ist Direktorin des Kirchenverbandes Churches Together in England.
Der andere Kandidat ist Jerry Pillay von der presbyterianischen Kirche in Südafrika. Der 1965 geborene Theologe lehrt Kirchengeschichte an der Universität Pretoria. Pillay war von 2010 bis 2017 Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen.
Der norwegische Lutheraner Tveit wurde 2009 zum Generalsekretär gewählt und trat das Amt 2010 an. Der Generalsekretär leitet die Genfer Zentrale des ÖRK und gibt dem Dachverband ein Gesicht. Die wichtigsten Entscheidungen für den ÖRK fällt die Vollversammlung, die etwa alle acht Jahre stattfindet.
Der ÖRK-Zentralausschuss hatte sich im Juni 2018 für Karlsruhe als Austragungsort im Jahr 2021 entschieden. Zwischen den Vollversammlungen stellt der Zentralausschuss die Weichen. Im ÖRK sind 350 protestantische, anglikanische und orthodoxe Kirchen zusammengeschlossen, die mehr als 500 Millionen Gläubige vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist kein Mitglied, kooperiert aber mit dem ÖRK.