Rotes Kreuz alarmiert über Massenvertreibung in Nordwest-Syrien

Rotes Kreuz alarmiert über Massenvertreibung in Nordwest-Syrien

Genf (epd). Das Rote Kreuz ist äußerst alarmiert über die sich zuspitzende humanitäre Lage von Hunderttausenden geflohenen Menschen im umkämpften Nordwest-Syrien. Es handele sich um die schlimmste Massenvertreibung in dem fast neun Jahre tobenden Syrien-Konflikt, sagte der Rot-Kreuz-Direktor für den Nahen Osten, Fabrizio Carboni, am Dienstag in Genf.

In der umkämpften Provinz Idlib und angrenzenden Gebieten fänden die Menschen kaum noch Schutz. Das Assad-Regime und Verbündete versuchen, das Gebiet zurückzuerobern. Zudem litten die Geflohenen unter den harschen Winterbedingungen, hielt Carboni fest. Ferner seien mehr und mehr der Betroffenen von einer ausreichenden medizinischen Versorgung abgeschnitten, deshalb habe es schon vermeidbare Todesfälle gegeben.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz forderte die Konfliktparteien auf, Zivilsten und zivile Einrichtungen zu schonen. Die Caritas stellt weitere 100.000 Euro für die hilfsbedürftigen Menschen in Syrien bereit. Große Sorge bereite vor allem die Situation im Nordwesten, sagte Oliver Müller, Leiter von Caritas international, dem Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes.

Vorige Woche meldeten die UN, dass schätzungsweise 900.000 Kinder, Frauen und Männer seit Anfang Dezember vor der Gewalt in der Provinz Idlib und angrenzenden Gebieten geflohen seien. Seit April 2019 gehen Streitkräfte des Machthabers Baschar al-Assad, das russische Militär und verbündete Milizen gegen islamistische Kämpfer und andere Rebellen vor, die sich in dem Gebiet verschanzen.

Die Region gilt als eine der letzten, die von Assad-Gegnern gehalten wird. Der Syrien-Krieg begann 2011 mit einem Volksaufstand gegen Assad. Rebellen und Terrorgruppen eroberten weite Teile des Landes. Mit Hilfe Russlands und des Irans gewann Assad die meisten Gebiete zurück.