Synodaler Weg: Delegierte fordern demokratischere Strukturen

Synodaler Weg: Delegierte fordern demokratischere Strukturen
Der erste Tag des katholischen Reformdialogs beginnt mit mehrstündigen Debatten über Formalia. Inhaltlich wurde zunächst kaum diskutiert. Widerspruch löst der Versuch eines Bischofs aus, den Synodalen Weg als Ganzes in Frage zu stellen.

Frankfurt a.M. (epd). Beim katholischen Reformdialog in Frankfurt haben Teilnehmer eine demokratischere Struktur der Kirche gefordert. So sollen Entscheidungsmacht und Leitungsgewalt in den Bistümern nicht nur an ein geweihtes Amt gebunden sein, heißt es in einem Vorschlagspapier, das am Freitag beim sogenannten Synodalen Weg vorgestellt wurde. In dem Papier wird eine bessere Gewaltenteilung in der katholischen Kirche gefordert.

Grundsätzlich dafür sei eine "Gleichrangigkeit aller Kirchenmitglieder, die sakramental in Taufe und Firmung besiegelt ist und sich im gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen ausdrückt". Eine Idee ist die Einführung einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit, eine weitere Idee geistliche und organisatorische Leitung in Gemeinden zu teilen und dadurch auch mehr Laien an der Kirchenleitung zu beteiligen.

Mit mehrstündigen Debatten hatte am Vormittag die erste Plenarversammlung von katholischen Bischöfen und Laienvertretern des Synodalen Wegs begonnen. Diskussionen über die Geschäftsordnung bestimmten den ersten Tag des ersten Treffens zwischen Bischöfen und Vertretern der wichtigsten katholischen Laienorganisation, des Zentralkomites der deutschen Katholiken, und weiteren Klerikern.

Noch bis Samstag diskutieren die Delegierten über weitere zentrale Bereiche des innerkatholischen Reformprozesses: priesterliche Lebensformen, katholische Sexualmoral und die Beteiligung von Frauen in kirchlichen Ämtern. Die Versammlung trifft sich im ehemaligen Dominikanerkloster in Frankfurt am Main. Von 230 vorgesehenen Teilnehmern waren 217 anwesend, teilte ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz mit. Von 69 Bischöfen fehlten den Angaben zufolge zwei Weihbischöfe krankheitsbedingt. Konkrete Beschlüsse werden frühestens im Herbst erwartet. Bis Herbst 2021 soll die Synodalversammlung noch drei Mal tagen.

Am Donnerstag war der Synodale Weg mit einer Messe im Frankfurter Bartholomäus Dom eröffnet worden. Die Erwartungen an den Reformdialog sind groß. Er soll die katholische Kirche aus der Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise herausführen, die der Missbrauchsskandal ausgelöst hat. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte gleich zu Beginn der Sitzung am Freitag den Synodalen Weg als Ganzes in Frage gestellt. Er bezweifelte die Wissenschaftlichkeit der 2018 veröffentlichten Missbrauchsstudie.

Die Ergebnisse der Studie reichten nicht aus, um einen Zusammenhang zwischen Missbrauch und einem Versagen der Institution Kirche herzustellen, sagte Voderholzer. Damit fehle dem Reformprozess die Grundlage. Diese Ansicht konnte sich in der Synodalversammlung jedoch nicht durchsetzen.

Voderholzer gehört von Anfang an zu den Skeptikern innerhalb der Bischofskonferenz. Er hatte auch der Satzung des Synodalen Wegs bei der Herbst-Vollversammlung nicht zugestimmt und sich vorbehalten, aus dem Synodalen Weg auszusteigen.

Auf der ersten Synodalversammlung, dem höchsten Gremium des Synodalen Wegs, wird auch über die Besetzung der sogenannten Synodalforen abgestimmt. Die Foren erarbeiten Beschlussvorlagen für die Synodalversammlungen. Die Besetzung der Synodalforen löste eine Diskussion aus. Denn in den vier Synodalforen können jeweils nur 30 bis 35 Personen sitzen. Das bedeutet, dass von den insgesamt 230 Delegierten nicht alle Mitglied eines Forums werden können. Das wurde von Kritikern als Mangel an Partizipation und Transparenz gewertet.