Hilfsorganisationen fordern mehr Schutz der Bevölkerung im Sahel

Hilfsorganisationen fordern mehr Schutz der Bevölkerung im Sahel
Mindestens 88 Tote bei Terroranschlag in Niger

Genf, Berlin, Niamey (epd). Vor dem Hintergrund wachsender Gewalt in den Sahelstaaten fordern Hilfsorganisationen besseren Schutz für die Zivilbevölkerung. Wenn die Präsidenten von fünf Sahelstaaten am Montag mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zusammenkämen, dürfe nicht nur über das militärische Engagement gesprochen werden, forderten Oxfam, Aktion gegen den Hunger und der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) am Freitag in gemeinsamen Erklärung. Kurz davor war ein Attentat auf einen Militärstützpunkt in Niger bekannt geworden, bei dem mindestens 88 Menschen starben.

Bei Gefechten zwischen Islamisten und Soldaten im Niger wurden nach Angaben der Armee 25 Soldaten und 63 Terroristen getötet. Die Islamisten, die offenbar zu einem Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida gehören, hatten demnach am Donnerstagmittag einen Stützpunkt der Armee in Chinagodrar an der Grenze zu Mali im Westen des Landes gestürmt. Die Armee schlug die Angreifer mit Hilfe französischer Kampfjets zurück.

Die Militäreinsätze in der Region seien nicht nur Teil der Lösung, sondern auch Teil des Problems, kritisierte NRC-Regionaldirektorin Maureen Magee. Das internationale Engagement in der Sahelzone müsse deshalb neu auf den Schutz der Bevölkerung ausgerichtet werden. Vor allem im Grenzdreieck zwischen Niger, Mali und Burkina Faso verüben Islamisten immer wieder Anschläge. Nach Angaben der Hilfsorganisationen wurden im vergangenen Jahr 4.000 Menschen dabei getötet.

Nötig seien auch mehr Hilfsgelder. Im vergangenen Jahr seien die Hilfspläne nur zur Hälfte finanziert worden. Im gleichen Zeitraum habe die Zahl der Hilfsbedürftigen aber um das Dreifache zugenommen. Rein militärische Lösungen reichten in dieser Lage nicht aus.

Vor einem Monat hatte es gut 200 Kilometer südlich von Chinagodrar einen ähnlichen Angriff auf das Camp Inatès gegeben, bei dem 71 Soldaten getötet worden waren. Die Zahl der Angreifer damals wird auf 500 geschätzt. Der Radiosender RFI zufolge griffen die Terroristen diesmal, aus Mali und Niger kommend, von zwei Seiten an.

Die Vereinten Nationen hatten erst am Mittwoch eine beispiellose Zunahme von Terror und Gewalt in der Sahel-Region beklagt. Die Zahl der Terroropfer und der Flüchtlinge sei dramatisch gestiegen. Zudem drohten die Terrorgruppen, sich weiter nach Süden auszubreiten. Dies habe auch den Hintergrund, dass Terror, organisierte Kriminalität und Gewalt zwischen Bevölkerungsgruppen eng verflochten seien. Am Montag kommen Staats- und Regierungschefs aus dem Sahel mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im südfranzösischen Pau zusammen, um über die Terrorgefahr zu sprechen.