Berlin (epd). Nach Ansicht des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEVK) führen auch neue gesetzliche Regelungen nicht zum Aus der Leiharbeit in der Pflege. Dieses Personal sei weiter nötig, um Personalschwankungen auszugleichen, sagte Verbandsvorsitzender Christoph Radbruch dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Der DEKV unterstützt alle gesetzlichen Regelungen, die Leiharbeit überflüssig machen, unter den jetzigen Bedingungen ist sie jedoch noch unverzichtbar."
Seinen Angaben nach wird Leiharbeit in Kliniken und Heimen schon heute nur genutzt, wenn es dazu keine Alternative gibt. Radbruch verweist darauf, dass es keinen generellen Trend zur Leiharbeit gebe: "Die Zahl aller in der Pflege tätigen Personen ist 2018 um 2,1 Prozent gestiegen, die Anzahl der in diesem Bereich in der Zeitarbeit Beschäftigten ist jedoch um 11,7 Prozent gesunken."
Das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf den Weg gebrachte MDK-Reformgesetz beschränke zwar die Refinanzierung der Leiharbeit in Kliniken durch die Krankenkassen. Das führe zu steigenden Finanzbelastungen für die Kliniken, die weiter Zeitarbeiter einsetzten, doch seien diese Kosten unvermeidbar, "weil es darum geht, die Versorgungssicherheit bei Personalschwankungen oder außergewöhnlichen Arbeitsbelastungen aufrecht zu erhalten".
Radbruch zufolge kommt Leiharbeit vor allem in jenen Regionen zum Tragen, in denen die Arbeitsmarktlage für Pflegefachkräfte angespannt ist: "Gehäuft ist Leiharbeit in Metropolen und Ballungsgebieten anzutreffen, aber auch in ausgedünnten ländlichen Regionen."
Der Vorsitzende hat beobachtet, dass die Gründe, sich für eine Tätigkeit in der Leiharbeit zu entscheiden, vielfältig sind. Manche Fachkräfte hätten den Wunsch, verschiedene Einsatzgebiete und Arbeitgeber flexibel kennenzulernen. "Für sie kann die Leiharbeit ein Weg sein, einen passenden Arbeitgeber für eine Tätigkeit in Festanstellung zu finden." Einige Beschäftigte seien Individualisten, die in wechselnden Teams und Aufgaben Bestätigung fänden.
Kommen in einer Klinik jedoch zu viele Zeitarbeiter zum Einsatz, dann tauchen Radbruch zufolge oft große Probleme auf. "Belastungen für die Stationsteams können entstehen, wenn fest angestellte Mitarbeitende unattraktive Arbeiten und Schichten übernehmen müssen, weil Leiharbeitende ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen können." Darüber hinaus müsse sich die Stammbelegschaft immer wieder auf neue Mitarbeitende einstellen. Wenn die Zeitarbeiter aus datenschutzrechtlichen Gründen keinen Zugriff auf das Dokumentationssystem haben, bedeutet das Mehrarbeit für die Stammbelegschaft.