Arbeitgeberverband: Spahns Pläne gegen Zeitarbeit werden scheitern

Arbeitgeberverband: Spahns Pläne gegen Zeitarbeit werden scheitern
08.01.2020
epd
epd-Gespräch: Dirk Baas

Berlin (epd). Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister lehnt Einschränkungen beim Einsatz von Leiharbeitskräften in der Pflege ab. Der Plan von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) werde scheitern, "mit Hilfe eines ökonomischen Anreizes Pflegekräfte an die Kliniken zu binden beziehungsweise aus der Anstellung bei einem Personaldienstleistungsunternehmen zurückzuholen", sagte Präsident Sebastian Lazay dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das, was die Zeitarbeit für Pflegekräfte attraktiv mache, sei nicht nur der Lohn, sondern es seien die besseren Arbeitsbedingungen.

Künftig soll nach Spahns Willen das sogenannt MDK-Reformgesetz gelten, das die Refinanzierung der Leiharbeit in Kliniken durch die Krankenkassen beschränkt. "Viel kritischer sehe ich jedoch die geplante Bundesratsinitiative der Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) für ein Verbot der Zeitarbeit in der Pflege", so Lazay weiter.

Mit 5,2 Prozent liege der Berliner Anteil von Zeitarbeitskräften in der Krankenhauspflege zwar höher als im bundesweiten Vergleich, wo die Quote nur 1,9 Prozent betrage. Dennoch sei es skandalös, "dass Frau Kalayci versucht, ein landeseigenes Sonderproblem auf Kosten der gesamten Bundesrepublik zu lösen - nicht zuletzt zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Pflege".

Der Präsident widersprach Aussagen von anderen Pflegeverbänden, wonach die Zeitarbeit in der Klinikpflege zunehme. Waren es nach seinen Angaben am 31. März 2018 noch 22.042 in Krankenpflegeberufen tätige Zeitarbeitnehmer, betrug deren Zahl am 31. März 2019 nur noch 20.302. Das sei ein Rückgang von rund acht Prozent innerhalb eines Jahres. "Die Quote von Zeitarbeitskräften in der Krankenpflege liegt bei 1,9 Prozent. Wir sprechen hier von einem Randphänomen."

Dem Verbandschef zufolge geht die öffentliche Diskussion "Zeitarbeitsbranche gegen Pflegebranche" am eigentlichen Kernproblem vorbei. "Dünne Personaldecken, unflexible Arbeitszeiten und zeitraubende Administrationsprozesse schrecken Interessenten am Pflegeberuf ab oder führen zu einem Arbeitgeberwechsel, der attraktivere Arbeitsbedingungen bietet", sagte Lazay.

Zeitarbeitskräfte könnten beispielsweise ihre Einsätze gemeinsam mit dem Personaldienstleister über Wochen im Voraus planen und auf ihre individuellen Bedürfnisse abstimmen. Wenn Pflegekräfte die Anstellung bei einem Personaldienstleister vorzögen, dann ganz häufig auch deshalb, weil sie sich so voll und ganz den zu pflegenden Menschen widmen könnten, statt sich mit Bürokratie zu befassen.