Klein fordert enge internationale Zusammenarbeit gegen Antisemitismus

Klein fordert enge internationale Zusammenarbeit gegen Antisemitismus
American Jewish Committee beklagt Zunahme judenfeindlicher Angriffe
Ein weiterer bewaffneter Angriff auf Juden sorgt für Bestürzung. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung verlangt, dass der Kampf gegen antisemitische Straftaten auch international koordiniert werden muss.

Berlin/Washington (epd). Nach der Messerattacke während einer Chanukka-Feier in den USA ruft der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zu einer engeren internationalen Zusammenarbeit im Kampf gegen antisemitische Gewalt auf. Der Angriff zeige, "dass die antisemitische Bedrohung mit ihrer tödlichen Dimension nicht mehr nur in Europa, sondern auch in Nordamerika von niemandem mehr bestritten werden muss", erklärte er am Montag.

Klein betonte: "Auf diese internationale Herausforderung sollte die Staatengemeinschaft nun mit ihren international vereinbarten Instrumenten reagieren." Hier sei vor allem die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gefordert. OSZE-Staaten sollten bei der Erfassung und Bekämpfung antisemitischer Straftaten enger zusammenarbeiten.

Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte, grundsätzlich gelte, dass der Kampf gegen Antisemitismus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, die national, auf europäischer sowie auf internationaler Ebene angegangen werden müsse.

Fünf jüdische Gläubige waren am Samstagabend in dem Ort Monsey im Bundesstaat New York bei der Messerattacke verletzt worden. Man erlebe im Raum New York gegenwärtig eine "regelrechte Epidemie antisemitischer Angriffe", sagte der Vorstand des American Jewish Committees, David Harris, am Sonntag (Ortszeit). In New York und Umgebung sei in der Woche vor dem Blutbad jeden Tag mindestens ein antisemitischer Angriff verübt worden.

Am Sonntag wurde der Verdächtige Grafton Thomas einer Haftrichterin vorgeführt. Der 38-jährige Afro-Amerikaner sei laut Polizei noch in der Tatnacht mit Hilfe eines automatischen Autokennzeichenlesesystems ermittelt und in New York festgenommen worden, berichtete der Sender CNN. Bei der Anhörung vor der Haftrichterin habe Thomas auf unschuldig plädiert und keine weiteren Angaben gemacht. Er kam in Untersuchungshaft.

Zu einem Motiv wurde zunächst nichts bekannt. Bei dem Anschlag hatte der Täter auf Menschen eingestochen, die sich zu der Chanukka-Feier versammelt hatten. Der Angreifer habe danach versucht, in eine benachbarte Synagoge einzudringen, was ihm aber nicht gelungen sei, hieß es.

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) verurteilte den Angriff. "Als Brüder und Schwestern im Glauben, als Mitmenschen, prangern wir diese Gewalt an gegen Gläubige, die friedlich ihre heiligste Zeit begehen", erklärte Generalsekretär Olav Fykse Tveit. Alle Mensch hätten das Recht, in Frieden an Gebetsorten zusammenzukommen.

Erst vor wenigen Wochen hatte es in Jersey City einen Angriff auf einen koscheren Supermarkt gegeben, bei dem sechs Menschen getötet wurden. Im kalifornischen Poway kam am 27. April bei einem Anschlag auf eine Synagoge eine Frau ums Leben. Großes Entsetzen rief auch der Angriff auf eine Synagoge im US-amerikanischen Pittsburgh im Oktober 2018 hervor. Dabei wurden acht Männer und drei Frauen erschossen.

In Deutschland sorgte insbesondere ein tödlicher Angriff in Halle für Bestürzung. Dort hatte ein schwer bewaffneter Täter am 9. Oktober vergeblich versucht, während eines Gottesdienstes in die Synagoge zu gelangen. Anschließend erschoss er zwei Menschen und verletzte zwei weitere, bevor er von der Polizei gefasst wurde.

epd ege/mey fu