Berliner Tafel dringt auf Ende von Hartz IV

Berliner Tafel dringt auf Ende von Hartz IV
28.12.2019
epd
epd-Gespräch: Christine Xuân Müller

Berlin (epd). Die Vorsitzende der Berliner Tafel, Sabine Werth, fordert ein Ende von Hartz IV. "Es muss neu definiert werden und einen anderen Namen bekommen", sagte Werth dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Die Leistungen seien häufig nicht auskömmlich für die Betroffenen.

Insbesondere beim Lebensmittelbedarf müsse bei Hartz IV nachgebessert werden. Häufig argumentiere die Politik, dass sich Arme und Bedürftige unter anderem bei der Tafel mit Lebensmitteln versorgen könnten. "Wir dürfen nicht der Lückenfüller in einem verfehlten System sein", sagte die Tafel-Vorsitzende.

Werth befürchtet zudem, dass der Druck auf Bedürftige zunehmen wird, sich an anderen Stellen günstig mit Lebensmitteln zu versorgen. Ein Grund dafür sei, dass es immer mehr Interessenten für übrig gebliebene Lebensmittel gebe. Neben der Tafel seien in den vergangenen Jahren viele Initiativen zum Foodsharing oder dem sogenannten Containern - der Mitnahme weggeworfener Lebensmittel aus Abfallcontainern etwa von Supermärkten - entstanden.

Hinzu kämen neuerdings auch privatwirtschaftliche Unternehmen, die nicht regulär verwertete Lebensmittel zu deutlich günstigeren Preisen an Endkunden verkaufen. Zugleich würden sie damit werben, etwas gegen Lebensmittelverschwendung zu tun.

Mit Blick auf diese Entwicklung fordert Werth "Ehrlichkeit". "Wir von der Tafel unterstützen Bedürftige und Notleidende", betonte sie. Foodsharing- und Container-Initiativen sammelten Lebensmittel für den Eigenbedarf. Aber Unternehmen wie SirPlus oder Matsmart seien "reine Wirtschaftsunternehmen", sagte Werth. Diese wollten gewinnorientiert arbeiten. "Das sollte man ganz ehrlich so benennen", forderte die Tafel-Vorsitzende.

Wenn mehr Unternehmen auf den Markt für weggeworfene Lebensmittel drängten, sei zu befürchten, dass künftig weniger Lebensmittelspenden bei der Tafel ankommen. "Noch ist es nicht so. Wir bekommen noch genug Lebensmittelspenden. Aber es könnte ein Problem werden", sagte Werth.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es bundesweit 7,5 Millionen arme Menschen. Davon versorgen sich 1,65 Millionen Menschen bei den Tafeln.