Immer mehr Pflegestellen nicht besetzt

Immer mehr Pflegestellen nicht besetzt
Krankenhäuser klagen über zunehmenden Mangel an Ärzten und Pflegekräften
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schlägt Alarm: Die Kliniken schaffen es immer weniger, frei werdende Stellen mit Pflegekräften und Ärzten zu besetzen. Der Klinikverband warnt vor einer "ernsten Versorgungskrise".

Berlin (epd). Der Personalnotstand in deutschen Kliniken wird einer Studie zufolge immer schlimmer. Vier von fünf Krankenhäusern haben Probleme, offene Pflegestellen zu besetzen, wie das am Freitag veröffentlichte Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts zeigt. Danach sind bundesweit 17.000 Pflegestellen offen. Das ist seit 2016 eine Zunahme von 50 Prozent in der Intensivpflege und um mehr als 200 Prozent auf Allgemeinstationen. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" (Freitag) über die neuen Zahlen berichtet.

Bei den Ärzten sieht es danach nicht viel besser aus. Drei Viertel (76 Prozent) der fast 2.000 Kliniken im Land kämpfen der Untersuchung zufolge damit, Mediziner für vakante Stellen zu finden. In jedem dritten Haus mussten demnach zeitweise Intensivbetten gesperrt und Fachbereiche von der Notfallversorgung abgemeldet werden.

Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, sagte, die Zahlen verdeutlichten, "welch ungeheurer Handlungsdruck besteht, um mehr Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern". Die Situation verschärfe sich "dramatisch". Die Politik müsse "dringend wirksame Gegenmaßnahmen zur Entlastung des Personals ergreifen, sonst steuern wir auf eine ernste Versorgungskrise hin", sagte Gaß.

Dazu müssten nach der Auffassung des DKG-Präsidenten die Verwaltungsanforderungen an die Krankenhäuser abgebaut werden. "Die Regulierungswut von Politik und Krankenkassen haben die Bürokratie in den Kliniken massiv ausgeweitet. Wenn wir hier nicht gegensteuern, frustrieren wir die Mitarbeiter und gefährden die gute Behandlung und Pflege unserer Patienten", sagte Gaß. Auch sollten Pflegekräfte mehr Möglichkeiten erhalten, Aufgaben an Hilfskräfte zu delegieren.

Laut Krankenhaus-Barometer hat sich auch die wirtschaftliche Situation der Kliniken verschlechtert. Danach haben im Jahr 2018 rund 40 Prozent der Krankenhäuser Verluste geschrieben. 2017 waren es noch 30 Prozent.

Derzeit beurteile nur jedes fünfte Krankenhaus seine wirtschaftliche Lage als gut. Die Erwartungen für das Jahr 2020 seien eher negativ: Nur rund ein Sechstel der Häuser (17 Prozent) erwarte eine Verbesserung, 44 Prozent der Krankenhäuser rechnen mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation. "Wir benötigen eine klare Kehrtwende in der Krankenhauspolitik", forderte der Präsident des Klinikverbandes.