Missbrauchsopfer begrüßen Aufhebung des päpstlichen Geheimnisses

Missbrauchsopfer begrüßen Aufhebung des päpstlichen Geheimnisses

Berlin (epd). Missbrauchsopfer haben die Abschaffung des päpstlichen Geheimnisses bei Kindesmissbrauch begrüßt. Bis zu diesem Schritt sei es ein weiter Weg gewesen, sagte der Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Vor einigen Jahren sei noch geleugnet worden, dass es überhaupt solch ein Gesetz gibt. Nun könnten kirchliche Unterlagen über Missbrauchsvergehen mit weltlichen Behörden geteilt werden.

"Es gibt keine Ausreden mehr", unterstrich Katsch. Die Entscheidung sei ein "großer symbolischer Akt". Es werde aber vermutlich dauern, bis dieser Schritt in den Bistümern vor Ort umgesetzt werde, also dort die Archive geöffnet würden, um sie etwa für Entschädigungsprozesse zur Verfügung zu stellen. Auch im Vatikan könnten Tausende Akten der Aufarbeitung zugänglich gemacht werden, fügte Katsch hinzu.

Am Dienstag hatte Papst Franziskus die Regeln im Umgang mit sexuellem Missbrauch von Priestern an Minderjährigen verschärft. Das sogenannte päpstliche Geheimnis gilt künftig nicht mehr bei Fällen von Gewalt, sexuellen Handlungen und Vorstufen dazu, die unter Androhung oder Missbrauch von Autorität an Minderjährigen oder Schutzbedürftigen begangen wurden. Der Papst kam mit den Neuerungen Forderungen entgegen, die im vergangenen Februar beim Gipfeltreffen im Vatikan über Missbrauch in der Kirche gestellt worden waren.