Emotionaler Prozess: Ex-SS-Wachmann vor Gericht

Emotionaler Prozess: Ex-SS-Wachmann vor Gericht

Hamburg (epd). Vor dem Hamburger Landgericht ist am Montag der Prozess gegen den ehemaligen KZ-Wächter Bruno D. (93) fortgesetzt worden. Außergewöhnlich emotional befragte die Richterin Anne Meyer-Göring am zehnten Verhandlungstag den Angeklagten. Sie schilderte Details aus dem Alltag im KZ Stutthof bei Danzig, die im bisherigen Prozess thematisiert wurden. "Haben Sie davon denn wirklich nichts gewusst?", fragte Meyer-Göring. D. blieb bei seiner bisherigen Aussage, von Folter und Morden nichts mitbekommen zu haben.

Während seiner Zeit im KZ Stutthof von August 1944 bis Anfang 1945 seien rund 50.000 Menschen neu angekommen, sagte Meyer-Göring. Das belegten die sogenannten Evidenzbücher. Er wisse davon nichts, sagte der Angeklagte immer wieder. "Ich verstehe das einfach nicht", hielt die Richterin dagegen.

Sie halte es für ausgeschlossen, dass er nichts von Neuankömmlingen und den an ihnen verübten Grausamkeiten mitbekommen habe, sagte sie zu dem Angeklagten D. In der Vorwoche hatte der Zeuge Abraham Koryski aus Israel ausführlich davon berichtet. Ob es sein könne, dass er die Bilder verdränge, weil sie so schrecklich waren, fragte Meyer-Göring. D. antwortete nicht darauf. Am Dienstag muss sich D. den Fragen der Staatsanwaltschaft und der Nebenkläger stellen.

epd lnh