Klimagipfel: Reiche und arme Staaten streiten ums Geld

Klimagipfel: Reiche und arme Staaten streiten ums Geld
Konferenz startet in die entscheidende Woche
Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg redete den Delegationen auf der Weltklimakonferenz ins Gewissen. Menschen leiden und sterben schon heute an den Folgen der Erderwärmung, warnte sie.

Madrid (epd). Bei der Weltklimakonferenz in Madrid hat am Montag die entscheidende zweite Woche begonnen. Die Delegationen aus mehr als 190 Ländern sollen sich bis Freitag auf ein Schlussdokument einigen, das dem Kampf gegen die Erderwärmung neuen Schub gibt. Allerdings streiten reiche und arme Staaten darum, wer für die Schäden und Verluste des Klimawandels in den Ländern des Südens zahlen soll.

Teilnehmer der Konferenz wiesen noch einmal auf die Dringlichkeit des Klimaschutzes hin. Greta Thunberg, die global bekannte 16-jährige schwedische Klimaaktivistin, sagte mit Blick auf die Erderwärmung: "Menschen leiden und sterben heute daran." Thunberg nahm im Beisein ihrer deutsche Mitstreiterin Luisa Neubauer an einer Pressekonferenz teil. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, bezeichnete die Klimakrise als womöglich größte Gefahr für die Menschenrechte seit dem Zweiten Weltkrieg.

Deutschland sagte auf der Konferenz weitere Unterstützung für arme Länder im Kampf gegen die Erderwärmung zu. Dazu zähle ein Fonds, teilte das Entwicklungsministerium mit. Minister Gerd Müller (CSU) versprach zusätzliche Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro.

Gemeinsam mit den Versicherungsunternehmen Global Parametrics und HannoverRe wurde der Natural Disaster Fund Deutschland vorgestellt. Der Fonds solle humanitäre Organisationen und andere Institutionen in Entwicklungsländern absichern, damit diese nach einer Naturkatastrophe Hilfe leisten können. Das Ministerium bringe einen Beitrag von 25 Millionen Euro ein. Mit weiteren Zusagen könnten rund 100 Millionen Menschen abgesichert werden, hieß es.

Sabine Minninger, Klimareferentin von "Brot für die Welt", begrüßte die Ankündigung. Die ärmsten Menschen bräuchten diese Finanzmittel dringend, damit sie nach extremen Wetterereignissen wie Fluten oder Stürmen rasch wieder auf die Beine kommen. Allerdings kritisierte sie die Bundesregierung auch. Es sei schwer nachzuvollziehen, warum Deutschland und die EU sich nach wie vor verweigerten, einem internationalen Fonds für Klimaschäden zuzustimmen.

Dieser Fonds und seine Finanzierung sind einer der großen Streitpunkte auf der Klimakonferenz. Die armen Staaten verlangen eine großzügige finanzielle Ausstattung. Die Rede ist von vielen Milliarden US-Dollar. Die reichen Länder lehnen das ab. Darüber hinaus ringen die Delegationen um Spielregeln für einen internationalen Emissionshandel.

Am Dienstag kommen erneut die Staats- und Regierungschefs sowie Minister auf der Konferenz zusammen. Die UN verlangen von den Politikern, neue, nachgebesserte Klimaschutzpläne anzukündigen, um die Vorgaben des Pariser Abkommens von 2015 zu erreichen.

Unterdessen berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe, dass die EU-Kommission bis März 2020 ein erstes europäisches Klimagesetz vorlegen wolle, in dem die Klimaneutralität Europas ab 2050 verbindlich festgeschrieben werden solle. Europäische Regionen, die von der Strategie besonders betroffen seien, sollten mit einem zweistelligen Milliardenbetrag beim Strukturwandel unterstützt werden. Das gehe aus Dokumenten zum geplanten "Europäischen Green Deal" hervor, der am Mittwoch in Brüssel vorgestellt werden solle, hieß es.