Saar-Uniklinikum legt Gutachten zu Missbrauchsverdacht vor

Saar-Uniklinikum legt Gutachten zu Missbrauchsverdacht vor

Homburg (epd). Das Universitätsklinikum des Saarlandes hat am Montag Details zu einem Gutachten über die möglichen sexuellen Übergriffe in seiner Kinder- und Jugendpsychiatrie veröffentlicht. Die Gutachterin und Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Renate Schepker, habe nach Aktenlage keine sexuellen Übergriffe in der Ambulanz feststellen können, die über die Durchführung medizinisch nicht indizierter Untersuchungen beziehungsweise Behandlungen hinausgingen, teilte das Klinikum in Homburg mit. Zu den Vorgehensweisen bei einzelnen Untersuchungen könnten Akten naturgemäß keine Aufschlüsse liefern.

Zwischen 2010 und 2014 soll ein Assistenzarzt medizinisch nicht notwendige Untersuchungen im Intimbereich vorgenommen haben. Das Universitätsklinikum erstattete Ende 2014 Strafanzeige und kündigte dem Arzt fristlos. Da der mutmaßliche Täter 2016 starb, wurden die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen eingestellt. Das Universitätsklinikum und die Staatsanwaltschaft hatten damals entschieden, möglicherweise betroffene Patienten nicht über den Verdacht zu informieren. Ende Juni hatte das Klinikum angekündigt, mögliche Opfer und deren Eltern nun doch zu informieren. Im Landtag beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss mit dem Fall.

Die Gutachterin habe Ambulanzakten zu 34 Patienten aus den Jahren 2010 bis 2014 untersucht, hieß es. Die Untersuchungen und Behandlungsschritte habe sie mit damaligen und aktuellen Leitlinien sowie Literatur abgeglichen. "Die Gutachterin kam zur Erkenntnis, dass das Vorgehen des Arztes ganz überwiegend den damaligen Vorschriften entsprechend war", teilte das Universitätsklinikum mit.

Bei einem sehr strengen Begutachtungsmaß seien 13 Prozent der durchgeführten Untersuchungen medizinisch nicht begründbar gewesen wie etwa Ultraschalluntersuchungen des Bauchs, aber auch Untersuchungen der Genitalien, hieß es. Bei sechs Patienten seien nicht begründete Untersuchungen gehäuft vorgekommen.

"Der Assistenzart hat allerdings dokumentiert, dass einige Kinder sehr gerne zu ihm kamen, er hat auch Geschenke für gute Mitarbeit verteilt und zwei der Patienten für den Judoverein geworben, in dem er als Trainer tätig war", teilte das Klinikum mit. Mit Letzterem habe er die für seinen Beruf nötige Distanz nicht gewahrt.