Bonn (epd). Die Katholiken in Deutschland sollen sich am kirchlichen Reformprozess beteiligen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, haben die Mitglieder der katholischen Kirche eingeladen, den "synodalen Weg" mitzugestalten. "Wir bitten Sie, den 'synodalen Weg' durch Ihre Stellungnahme und Ihr Gebet mitzutragen", schreiben Sternberg und Marx in einem gemeinsamen Brief, der am Mittwoch in Bonn veröffentlicht wurde.
Der "synodale Weg" ist ein auf zwei Jahre angelegter Beratungsprozess, an dem sowohl die katholischen Bischöfe als auch katholische Laien beteiligt sind. Er beginnt offiziell am kommenden Sonntag, dem 1. Advent. Die erste Synodalversammlung soll Ende Januar im Frankfurter Dom stattfinden. Bislang gibt es vier verabredete Themenforen, in denen es um Macht und Gewaltenteilen in der Kirche, Partnerschaft und Sexualität, die priesterliche Lebensform und die Rolle der Frau in der Kirche geht.
Marx und Sternberg riefen dazu auch, sich auch online zu beteiligen. Beide sind die Präsidenten des "synodalen Wegs". Laut Bischofskonferenz wird die Internetseite "www.synodalerweg.de" am 1. Dezember freigeschaltet. Die dazugehörige Facebook-Seite startete bereits am Mittwoch.
Der kirchliche Reformprozess wurde im Frühjahr 2019 auf der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Lingen beschlossen. Er ist eine Reaktion auf die Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise der katholischen Kirche, in der sie sich seit dem Missbrauchsskandal befindet. Er solle "ein Weg der Umkehr und der Erneuerung sein", heißt es in dem gemeinsamen Schreiben von Marx und Sternberg. "Wir müssen Konsequenzen daraus ziehen und dafür sorgen, dass die Kirche ein sicherer Ort ist."
Am Sonntag wird Marx im Liebfrauendom in München den "synodalen Weg" mit einem Gottesdienst eröffnen. Er wird mit der Vizepräsidentin des ZdK, Karin Kortmann, die Synodalkerze entzünden.