Gutenberg-Bibel wird versteigert

Die Fust-Schöffer-Bibel von 1462 wird versteigert.
© Ketterer Kunst
Die Fust-Schöffer-Bibel von 1462, die am 25. November 2019 verteigert werden soll, ist mit filigranen Schmuckgrafiken illustriert.
Gutenberg-Bibel wird versteigert
Eine Standardausgabe der neuen Luther-Bibel von 2017 kostet 25 Euro. Eine Bibel, die 1462 in der berühmten Gutenberg-Presse gedruckt wurde, kommt in Hamburg bei einer Auktion unter den Hammer. Geschätzter Preis: 1 Million Euro. Das Buch unterscheidet sich nicht nur in seinem Preis.

"Das ist schon etwas ganz Besonderes, auch für mich", sagt Christoph Calaminus, Leiter der Abteilung Wertvolle Bücher in der Hamburger Niederlassung des Auktionshauses Ketterer Kunst. Er zieht weiße Baumwollhandschuhe über und hebt behutsam den wuchtigen Lederdeckel des Buches an.

Auch für den Auktionator Christoph Calaminus ist die Fust-Schöffer-Bibel etwas ganz Besonderes.

Insgesamt umfasst diese Bibel, die aus zwei Büchern besteht, 481 Blätter - nicht aus Papier, sondern aus Pergament. Sie wurden in Mainz von Hand bedruckt - von Gutenbergs Nachfolgern Johannes Fust und Peter Schöffer. Die Schriftart "Gotica-Antiqua" sei extra für diese Bibel geschaffen worden und damals eine ganz moderne Type gewesen, so Calaminus.

Mit bunten Farben und Gold

Gedruckt wurden 48 Zeilen, in der Gutenberg-Bibel waren es 42. Die beiden Bücher sind jeweils 42 mal 31 Zentimeter groß und wiegen zusammen etwa 20 Kilogramm. Zum Vergleich: Die neue Lutherbibel, die heute in jedem Buchladen steht, ist 15 mal 22 Zentimeter groß und wiegt 1340 Gramm. Auf der letzten Seite der Fust-Schöffer-Bibel steht in rot ein lateinischer Vermerk über Drucker und Datum. "Das ist der erste Druckvermerk in einem gedruckten Buch überhaupt - heute ist es normal, dass in jedem Buch Angaben zu Verlag, Jahr, Ort und ISBN-Nummer stehen", erklärt Calaminus.

Das Allianz-Signet von Fust & Schöffer wurde zum Urbild eines Verlegerzeichens.

Nach dem Druck wurde die Bibel nach Italien gebracht und kunstvoll illustriert, mit filigranen Schmuckinitialen in bunten Farben und Gold. Insgesamt schufen Fust und Schöffer vermutlich 200 bis 250 Exemplare des Buches, von denen es heute noch etwa 90 gibt - der Großteil jedoch nur noch in Fragmenten. "Ungefähr 20 vollständige Fust-Schöffer-Bibeln sollen noch existieren, jedoch befinden sich nur drei davon in privater Hand", weiß der Experte. Die meisten anderen lagern in Bibliotheken und Archiven.

Nun soll ein Exemplar unter den Hammer kommen: Am Montag, 25. November, wird die Bibel unter der Katalognummer elf um kurz nach 17 Uhr aufgerufen. Das Buch liegt bis 22. November bei Ketterer noch zur Ansicht aus. "Jeder, der in dieser Woche in unsere Räume kommt, will die Bibel sehen", sagt Calaminus. Dieses Buch sei eben einfach etwas ganz Besonderes.

Das äußerst seltene, vollständige, ganz auf Pergament gedruckte und wunderschön illuminierte Exemplar ist in seiner Kunstfertigkeit gleichrangig mit der Gutenbergbibel von 1455

Derzeit befindet es sich in Familienbesitz, die Eigentümer möchten anonym bleiben. Ketterer hat einen eigenen Katalog für die Bibel drucken lassen. "Das ist eher die Ausnahme, aber wir fanden, dass es das Buch verdient hat." So haben alle, die am Montag leer ausgehen, zumindest ein Andenken.

Welchen Preis das Buch letztendlich erzielen wird, kann keiner wissen. Es könne theoretisch auch sein, dass es nicht verkauft wird, so Calaminus. Er vermute nicht, dass jemand schriftlich bieten werde. "Ich kann mir schwer vorstellen, dass es sich jemand entgehen lässt, dieses Buch persönlich zu ersteigern."