Neuer Anschlag in Afghanistan trotz geplantem Gefangenenaustausch

Neuer Anschlag in Afghanistan trotz geplantem Gefangenenaustausch

Dubai, Kabul (epd). In Afghanistan ist nur wenige Stunden, nachdem die Regierung einen Gefangenenaustausch mit den Taliban angekündigt hatte, ein neuer Anschlag verübt worden. Mindestens sieben Menschen wurden in der Hauptstadt Kabul getötet, als am Mittwochmorgen eine Autobombe explodierte, wie der TV-Sender "Tolo News" berichtete. Zehn Menschen seien verletzt worden.

Das afghanische Innenministerium erklärte, Ziel des Anschlags sei das Fahrzeug einer kanadischen Sicherheitsfirma gewesen, die zahlreiche internationale Einrichtungen in Kabul schütze. Es war zunächst unklar, ob sich Mitarbeiter der Sicherheitsfirma unter den Opfern befinden. Unter den Toten soll mindestens ein Kind sein. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag.

Wenige Stunden zuvor hatte Präsident Aschraf Ghani einen Gefangenenaustausch mit den radikal-islamischen Taliban angekündigt, um die Freilassung von zwei Professoren der Amerikanischen Universität von Kabul zu erreichen. Der US-Amerikaner Kevin King und der Australier Timothy Weeks waren im August 2016 in Kabul verschleppt worden. Die beiden Geiseln sollen sich in einem schlechten Gesundheitszustand befinden.

Im Gegenzug will die Regierung drei inhaftierte Taliban aus dem Bagram-Gefängnis freilassen. Darunter ist Anas Hakkani, dessen älterer Bruder Siradschuddin Anführer des Hakkani-Terrornetzwerks ist. Es wird für zahlreiche blutige Anschläge in Afghanistan verantwortlich gemacht. Es blieb vorerst unklar, wann die beiden Professoren freikommen. Ein Taliban-Sprecher erklärte lediglich, dass die beiden Männer freigelassen würden, wenn die gefangenen Taliban auf freiem Fuß seien.

Der Gefangenenaustausch ist ein erstes Signal für neue Friedensbemühungen in Afghanistan. Verhandlungen zwischen den Taliban und der US-Regierung waren im September von US-Präsident Donald Trump abgebrochen worden. Die afghanische Regierung war daran nicht beteiligt gewesen.

Unterdessen dauerte die Gewalt an. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat die Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan in diesem Sommer einen neuen Höchsttand erreicht. Zwischen Juli und September wurden 1.174 Zivilisten in dem Konflikt getötet. Etwa die Hälfte des Landes wird von den Taliban kontrolliert.