Ein Visionär mit klaren ethischen Leitplanken

Ein Visionär mit klaren ethischen Leitplanken
Kirche und Politik nahmen Abschied von Erhard Eppler
Der gestorbene SPD-Politiker Erhard Eppler wurde in einem Trauergottesdienst vielfach gewürdigt: Als Prophet, als Mann mit Weitsicht und als Mensch, der auch einmal unbequem sein konnte.
31.10.2019
epd
Von Susanne Müller (epd)

Schwäbisch Hall (epd). Mit einem Trauergottesdienst und einer Gedenkfeier haben Familie, Weggefährten, Parteifreunde und Kirchenrepräsentanten Abschied von dem verstorbenen SPD-Politiker Erhard Eppler genommen. Es bräuchte heute mehr Persönlichkeiten mit ethischem Kompass, wie Eppler gewesen sei, sagte Malu Dreyer, kommissarische Bundesvorsitzende der SPD und Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, am Donnerstagnachmittag in der Schwäbisch Haller Michaelskirche.

Sie würdigte Epplers "Klar- und Weitsicht". Oft sei er seiner Zeit voraus gewesen, etwa wenn er soziale und ökologische Fragen aufwarf und sie unter dem Blickwinkel der Gerechtigkeit behandelte. Eppler habe bereits 1968 eine "wegweisende und wertorientierte Entwicklungspolitik" betrieben, die bis heute nachwirke.

Altkanzler Gerhard Schröder nannte seinen Parteifreund Eppler einen Visionär. Er sei ein Politiker gewesen, "der Vordenker und Wegweiser war - und ein großartiger Mensch und unverzichtbarer Ratgeber". Epplers intellektuelle Kraft, sprachliche Klarheit und politische Integrität hätten auch ihm in seiner Regierungszeit Orientierung gegeben. Eppler habe zu den Ersten gehört, die auf ein notwendiges ökologisch geprägtes Wachstum hingewiesen hätten. "Dass wir eine soziale und ökologische Demokratie gestalten, betrachten wir als Vermächtnis Erhard Epplers", sagte Schröder.

Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Julia Helmke, würdigte Eppler als "einen der namhaftesten Akteure der Kirchentagsbewegung". Eppler habe den Kirchentag ab 1967 über Jahrzehnte mitgestaltet und geprägt. Er habe es als seine christliche Pflicht verstanden, gemeinsam um angemessene politische, gesellschaftliche und kirchliche Wege zu ringen "und sich klar, zuweilen unbequem und angreifbar zu positionieren". Eppler war Kirchentagspräsident von 1981 bis 1983 und von 1989 bis 1991.

Eppler habe sich selbst in die Verantwortung genommen. Diese Authentizität und seine Ehrlichkeit seien auch die Grundlage für große Wertschätzung gewesen, die er erfahren habe. Die Themen der Kirchentage seien Themen seines Lebens gewesen: Frieden und Wiedervereinigung, und auch die Ökumene. Helmke sagte, der Kirchentag werde Epplers Vermächtnis annehmen: Den Zumutungen der Bibel nicht auszuweichen, Komplexität von Wirklichkeit nicht zu vereinfachen, dialogbereit und mit eigener Position nach Lösungen zu suchen, die zur Freiheit befähigen.

In einer anschließenden Gedenkfeier nannte der SPD-Politiker Sigmar Gabriel Eppler einen sozialen Demokraten, der bis zuletzt besorgt gewesen sei über die neuerliche Aufrüstung. Der SPD-Landesvorsitzende Andreas Stoch sagte, Epplers "Leitplanken" für die Partei hätten bleibende Bedeutung.

Eppler war am 19. Oktober im Alter von 92 Jahren gestorben. Die Beisetzung soll am Wochenende im engsten Familienkreis stattfinden. Der gebürtige Ulmer Eppler war von 1968 bis 1974 Bundesentwicklungsminister. Lange saß er im Parteivorstand und im Parteipräsidium der SPD. Von 1968 bis 1984 war Eppler Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.