Chile sagt Weltklimagipfel ab

Chile sagt Weltklimagipfel ab
Chile wird derzeit von schweren Unruhen erschüttert, mindestens 20 Menschen kamen bislang ums Leben. Wegen der explosiven Lage im Land sieht sich die Regierung außerstande, den für Dezember geplanten Klimagipfel auszurichten.

Frankfurt a.M., Santiago (epd). Die chilenische Regierung hat den für Dezember geplanten Weltklimagipfel in der Hauptstadt Santiago abgesagt. Grund seien die Unruhen der vergangenen Wochen im Land, erklärte Präsident Sebastián Piñera laut der chilenischen Zeitung "La Nación" am Mittwoch. Auch das Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft, das am 16 und 17. November in dem südamerikanischen Land stattfinden sollte, findet nicht statt.

"Das war eine schwierige Entscheidung, die sehr schmerzhaft ist", sagte Piñera. Vor rund einer Woche hatte die Regierung noch mitgeteilt, dass der Klimagipfel wie vorgesehen vom 2. bis 13. Dezember in Santiago stattfinden würde. Das UN-Klimasekretariat in Bonn teilte auf seiner Web-Seite mit, dass nun nach alternativen Veranstaltungsorten gesucht werde.

In die Suche ist auch die Bundesregierung eingebunden. Der deutsche Umweltstaatsekretär Jochen Flasbarth twitterte: "Wir sind im Kontakt mit dem UN-Klimasekretariat und der polnischen COP24-Präsidentschaft, um die Situation zu beraten." Polen war 2018 Gastgeber der 24. Klimakonferenz. 2017 fand der Weltklimagipfel am Sitz des Klimasekretariats in Bonn statt, weil das Gastgeberland Fidschi-Inseln nicht die Möglichkeiten hatte, den Gipfel mit mehreren Tausend Teilnehmern im eigenen Land auszurichten.

Chile wird derzeit von Massenprotesten gegen die Sozialpolitik der konservativen Regierung erschüttert. Es kam zu schweren Ausschreitungen und gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Bei den Protesten wurden nach Regierungsangaben bislang mindestens 20 Menschen getötet.

Beim UN-Klimagipfel im Dezember wollten Delegierte aus mehr als 190 Ländern über die weitere Umsetzung des Klimaabkommens von Paris beraten. Der Vertrag setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst sogar auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Beim letzten Gipfel im polnischen Kattowitz beschlossen die Staaten ein Regelbuch, das die Vorgaben des Pariser Abkommens konkretisiert.

Piñera erklärte, die Regierung habe sich für die Absagen entschieden, weil sie sich auf die Wiederherstellung des sozialen Friedens und der öffentlichen Ordnung konzentrieren wolle. Zudem sollten die sozialpolitischen Herausforderungen des Landes angegangen werden.

Ursprünglich hatten sich die Proteste an einer Erhöhung der Fahrpreise für die Metro in Santiago entzündet, die aber inzwischen zurückgenommen wurde. Der Unmut der Bevölkerung wegen der ständig steigenden Lebenshaltungskosten schwelt schon lange. Bei den Protesten fordern sie eine Erhöhung des Mindestlohnes und der Rente sowie Entlastungen bei Arzneimitteln. Piñera hat das Kabinett umgebildet. Die angekündigten Reformen halten die Demonstranten aber für nicht ausreichend.