Flüchtlinge der "Ocean Viking" an Land

Flüchtlinge der "Ocean Viking" an Land
Noch immer kein sicherer Hafen für die «Alan Kurdi»
Ende der Ungewissheit: Die Flüchtlinge auf der "Ocean Viking" konnten das Schiff verlassen und an Land gehen. Das Seenotrettungsschiff "Alan Kurdi" war derweil am Mittwoch mit 90 Geretteten an Bord weiterhin auf dem Mittelmeer unterwegs.

Rom (epd). Nach tagelanger Irrfahrt auf dem Mittelmeer sind die von der "Ocean Viking" geretteten Flüchtlinge im Hafen von Pozzallo in Sizilien an Land gegangen. Nach zwölf Tagen Unsicherheit hätten die 104 Überlebenden endlich in einem sicheren Hafen an Land gehen können, erklärte die Organisation SOS Mediterranée am Mittwoch auf Twitter. Sie betreibt das Schiff gemeinsam mit der Organisation "Ärzte ohne Grenzen". Italien hatte am Vortag die Erlaubnis zur Anlandung gegeben, nachdem Deutschland und Frankreich sich zur Aufnahme von je 35 Flüchtlingen erklärt hatten.

Die "Ocean Viking" hatte die Flüchtlinge am 18. Oktober in der libyschen Rettungszone von einem Schlauchboot gerettet. Darunter waren zehn Frauen, zwei von ihnen Schwangere, und 40 Minderjährige, darunter zwei Babys.

Die "Alan Kurdi", die von der Organisation Sea-Eye betrieben wird, war derweil in internationalen Gewässern westlich von Malta blockiert. "Nach einem bewaffneten Überfall auf unsere Crew und Schüssen, durch eine libysche Miliz am Samstag, fordert der Bundesinnenminister nun einen neuen Verhaltenskodex für Seenotretter", erklärte "Sea-Eye"-Sprecher Gordon Isler auf Twitter. Unterdessen verpflichtete die libysche Küstenwache private Seenotretter, nur mit ihrer Genehmigung aktiv zu werden.

Die "Alan Kurdi" hatte am Samstag 90 Menschen aus Seenot gerettet und war dabei nach eigenen Angaben massiv von libyschen Einsatzkräften bedroht worden. Eine schwangere Frau, die Blut verlor, konnte wegen unklarer Zuständigkeiten zwischen Malta und Italien erst mit Verzögerung evakuiert werden.

SOS Méditerranée dringt unterdessen auf ein europäisches Programm zur Rettung von Bootsflüchtlingen. "Es darf kein Mensch im Mittelmeer ertrinken", sagte Geschäftsführer David Starke dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Und das Gute ist, es ist technisch möglich." Das habe die Operation der italienischen Marine und Küstenwache "Mare Nostrum" gezeigt, die 2013 und 2014 etwa 150.000 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet habe.

"Die EU-Mitgliedsstaaten müssen Verantwortung übernehmen und Schiffe hinschicken", forderte Starke. Die derzeitige Situation sei nicht haltbar. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in diesem Jahr bereits mehr als 1.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Es sei nachvollziehbar, dass Italien und Malta zur Solidarität anderer europäischer Länder aufriefen. "Das Geringe und Geschacher um die Geretteten ist aber nicht zu verstehen", kritisierte Starke.

Der Weg über das zentrale Mittelmeer gilt als gefährlichste Fluchtroute der Welt. SOS Méditerranée ist in vier europäischen Ländern vertreten und hat nach eigenen Angaben seit 2016 mehr als 30.000 Menschen gerettet.

epd bg/nam jup