Eindringliche Appelle für gemeinsames Eintreten gegen Antisemitismus

epd / Peter Juelich
Eindringliche Appelle für gemeinsames Eintreten gegen Antisemitismus
Festakt 70 Jahre Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Bei einer Festveranstaltung zum 70-jährigen Bestehen des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am Sonntag in Frankfurt am Main hoben Spitzenvertreter aus Politik, Kirche und Judentum die große Bedeutung des Dialogs zwischen den beiden Religionen hervor.

Spitzenvertreter der Politik, der Kirchen und der Juden in Deutschland haben eindringlich zu einem gemeinsamen Eintreten gegen Antisemitismus aufgerufen. Bei einer Festveranstaltung zum 70-jährigen Bestehen des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am Sonntag in Frankfurt am Main hoben sie zugleich die große Bedeutung des Dialogs zwischen den beiden Religionen hervor. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) sagte in seiner Festrede im Rathaus Römer, der Überfall auf die Synagoge in Halle habe verdeutlicht, "wie dünn das Eis ist, auf dem wir uns in Deutschland bewegen". Es sei eine Schande, dass sich viele jüdische Mitbürger hier nicht mehr sicher fühlten. Antisemitismus habe aber auch noch andere Facetten, die nicht offen zutage träten.

Trotzdem hätten die jüdisch-christlichen Gemeinschaften die religiöse Toleranz in der Gesellschaft entscheidend geprägt. Gerade heute müsse immer wieder an den Wert der Verständigung erinnert werden. "Das macht die Arbeit der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit so wertvoll für unsere Gesellschaft", sagte Schäuble mit Blick auf den Koordinierungsrat und seine Gesellschaften.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, erklärte, der Anschlag von Halle sei eine tiefe Zäsur. Zu lange habe in Teilen der Politik und der Sicherheitsbehörden Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit geherrscht. "Dem Rechtsextremismus dürfen wir keinen Zentimeter Raum geben", forderte er. Die Arbeit des Koordinierungsrates lobte er, weil sie dazu beitrage, dass man sich bei Meinungsverschiedenheiten an einen Tisch setze und miteinander rede. Dieses Fundament sei so stabil, dass es auch in den kommenden 70 Jahren tragen werde.

Annette Kurschus, stellvertretende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mahnte, die jüngsten Entwicklungen machten deutlich, wie "unverzichtbar der Deutsche Koordinierungsrat mit seiner Arbeit nach wie vor ist. Im Kampf gegen Hass und Judenfeindschaft ebenso wie im Eintreten für Verständigung und Versöhnung."

Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz würdigte die christlich-jüdische Zusammenarbeit. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr betonte in seinem Grußwort, die Arbeit der Gesellschaften habe auch die Verantwortlichen in den Kirchen ermahnt, sich mit ihrem antijüdischen Erbe auseinanderzusetzen.

Der 1949 gegründete Deutsche Koordinierungsrat mit Sitz in Bad Nauheim vertritt als bundesweite Vereinigung mehr als 80 lokale und regionale Gesellschaften auf nationaler und internationaler Ebene. Er ist größtes Einzelmitglied im Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ), in dem 40 nationale Vereinigungen für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vertreten sind. Zu den Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gehören in Deutschland eigenen Angaben zufolge rund 20.000 Mitglieder, Freunde und Förderer.

Ziele des Rates sind die Weiterentwicklung des christlich-jüdischen Dialogs und die Förderung von Programmen gegen Antisemitismus. Zudem hat er sich zur Aufgabe gesetzt, die Erinnerungskultur in Deutschland lebendig zu erhalten sowie die Wahrnehmung des heutigen Judentums in Deutschland zu stärken.