DAK-Pflegereport: Finanzierung der Heimpflege muss reformiert werden

DAK-Pflegereport: Finanzierung der Heimpflege muss reformiert werden
Trotz Pflegeversicherung sind viele Menschen mit den Kosten ihrer Versorgung überfordert. Nun legt die DAK einen Plan vor, wie die Eigenanteile für Heimbewohner begrenzt werden könnten. Dafür müssten die Steuerzahler einspringen.

Berlin (epd). Eine der großen Krankenkassen, die DAK, mischt sich in die Debatte um die steigenden Eigenbeiträge von Pflegeheimbewohnern ein und fordert hohe Steuerzuschüsse zur Entlastung. Der Vorstandschef der DAK und frühere saarländische Gesundheitsminister Andreas Storm sagte am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des "Pflegereports 2019", wenn nichts geschehe, treibe man schon Mitte der 2020er Jahre eine halbe Generation von Heimbewohnern in die Sozialhilfe.

Heute sind etwa 30 Prozent auf Sozialhilfe angewiesen, weil ihre Rente für die Pflege im Heim nicht reicht. Einer Allensbach-Umfrage im Auftrag der DAK zufolge haben knapp 80 Prozent der Bevölkerung die Befürchtung, dass sie trotz der Pflegeversicherung bei einer Pflege im Heim sämtliche Ersparnisse verlieren würden.

Der für den DAK-Pflegereport verantwortliche Pflegewissenschaftler Thomas Klie sagte, die Bevölkerung habe genaue Vorstellungen davon, was Pflege koste, und schätze ihre Situation richtig ein. Er drang darauf, nicht nur die Belastungen bei stationärer Pflege zu reduzieren, sondern vor allem die Bedingungen für die Pflege zu Hause zu verbessern. Viele Angehörige verzichteten auf Beruf, soziale Kontakte und selbst die Erhaltung der eigenen Gesundheit, um die Pflege zu schaffen und hätten außerdem noch finanzielle Sorgen.

Wissenschaftler haben im Auftrag der DAK errechnet, dass die Pflegeversicherung bis 2045 zu einem Viertel über Steuergelder finanziert werden müsste, damit die Eigenanteile der Menschen in der Heimpflege zunächst bei 450 Euro im Monat gedeckelt werden könnten. Derzeit müssen Heimbewohner im Bundesdurchschnitt 662 Euro zur Pflege dazuzahlen, je nach Bundesland deutlich mehr oder weniger. Nach dem DAK-Modell würden die Eigenanteile in den kommenden 25 Jahren langsam analog zur Lohnentwicklung steigen und 2045 noch unter dem heutigen Wert liegen.

Ohne Reform wären die Eigenanteile den Berechnungen zufolge in 25 Jahren doppelt bis dreimal so hoch. Die Deckelung würde die Steuerzahler schrittweise zunächst einstellige Milliardenbeträge und in 25 Jahren rund 18 Milliarden Euro jährlich kosten. Dem DAK-Pflegereport zufolge gibt es für einen solchen Weg aber eine Mehrheit in der Bevölkerung. Mehr als die Hälfte der Bürger (58 Prozent) seien der Meinung, dass die steigenden Ausgaben für die Pflege aus Steuermitteln finanziert werden und die Eigenanteile begrenzt werden sollten.

Rund 3,7 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Etwa ein Viertel davon werden stationär im Pflegeheim betreut. Die Ausgaben der Pflegeversicherung sind zwischen 2015 und 2018 von 29 auf 41 Milliarden Euro pro Jahr gestiegen.

Die Diakonie Deutschland, die Pflegeheime- und -dienste betreibt und ebenfalls für eine Begrenzung der Eigenanteile eintritt, wertete die Initiative der DAK als Zeichen für den Reformdruck in der Pflege. Die Gesellschaft müsse sich ein realistisches Bild von den steigenden Kosten machen und diese gerecht verteilen, erklärte Vorstandsmitglied Maria Loheide.

Der Beitrag zur Pflegeversicherung ist zu Beginn dieses Jahres erneut angehoben worden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte erklärt, dies werde bis 2022 ausreichen. Es müsse aber eine Grundsatzdebatte über die künftige Finanzierung der Pflege geführt werden.