Kurdische Gemeinde ruft Demonstranten zur Mäßigung auf

Kurdische Gemeinde ruft Demonstranten zur Mäßigung auf

Berlin (epd). Der Bundesvorsitzende der Kurdischen Gemeinde Deutschland, Ali Ertan Toprak, hat seine Mitglieder bei Demonstrationen zur Mäßigung aufgerufen. "Wir kommunizieren die ganze Zeit gegenüber unseren Mitgliedern und allen kurdischen Vereinen: Wenn es zu Ausschreitungen kommt, wird es unserer Sache schaden", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). "Die Kurden haben kein Interesse, dass Gewalt auf deutschen Straßen stattfindet", unterstrich der Bundesvorsitzende.

Am Montagabend war es während einer Demonstration von Kurden in Herne zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Wie die Polizei mitteilte, kam es während des Demonstrationszuges zu Ausschreitungen und Sachbeschädigungen. Die rund 350 kurdischen Demonstranten waren der Polizei zufolge an einem türkischen Café vorbeigezogen, aus dem dann offenbar eine Flasche in Richtung der Demonstranten geworfen wurde. Mehrere Menschen stürmten das Café, Mobiliar und eine Scheibe gingen zu Bruch. Fünf Menschen seien verletzt worden. Der Staatsschutz der Bochumer Polizei ermittelt.

"Beide Seiten sind derzeit hoch emotionalisiert", sagte der Bundesvorsitzende des Dachverbands der Kurden. Die Kurden in Deutschland seien enttäuscht von den US-Amerikanern und hätten Angst um ihre Verwandten. Aufseiten der Türken gebe es eine "nationalistische Emotionalisierung", betonte Toprak. Die Gefahr von Provokationen bei Demonstrationen sei dementsprechend sehr hoch und insbesondere Jugendliche dafür anfällig.

"Nach dem Einmarsch der Türken in Nordsyrien hat die kurdische Gemeinde sofort alle Dachverbände und Vereine in Köln versammelt", erklärte Toprak. "Die erste Botschaft war: Lasst euch nicht provozieren." Unterdessen warf der türkische Botschafter in Deutschland, Aki Kemal Aydin, den Kurden eine erhöhte Gewaltbereitschaft vor. "Bisher sind Dutzende türkische Supermärkte, Cafés, Moscheen, Lokale und Sportclubs angegriffen und mindestens sechs türkische Staatsbürger verletzt worden", sagte er den Funke-Zeitungen.