Leipziger Soziologe will Diskussion über Täterprofile

Leipziger Soziologe will Diskussion über Täterprofile

Leipzig (epd). Nach dem rechtsextremen Anschlag in Halle warnt der Leipziger Soziologe Alexander Yendell davor, die Ursachenforschung der Tat zu sehr auf den politischen Hintergrund zu konzentrieren. Dies beflügle potenzielle Nachahmer, denn die Täter würden seiner Meinung nach unbewusst als politische Freiheitskämpfer stilisiert, erklärte Yendell am Freitag in Leipzig. Der Forscher ist Mitglied des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig.

Bei dem Anschlag am Mittwoch in Halle wurden eine 40-jährige Frau und ein 20-jähriger Mann erschossen. Der Mann hatte zuvor vergeblich versucht, in die örtliche Synagoge einzudringen. Dort hatten sich zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur insgesamt 51 Gläubige versammelt. Der 27-Jährige hat seine Tat gestanden und bestätigt, dass er aus antisemitischen und rechtsextremistischen Motiven handelte. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen.

Yendell plädierte dafür, stärker auf die psychologischen Hintergründe solcher Taten zu schauen. Er meine damit die Persönlichkeitsstruktur, die Paranoia, den Sadismus sowie eine Vernachlässigung und Demütigung in den Familien der Täter.

"Natürlich hat ein solcher Täter sichtbar ein politisches Motiv, und die weltweite Vernetzung von Rechtsextremen ist ein riesiges Problem", erklärte Yendell. Er wünsche sich aber, dass es eine breite Diskussion darüber gebe, unter welchen Umständen solche Täter aufwachsen. Tatsächlich liege die Hauptursache, warum jemand so vorgeht, im familiären Hintergrund. Dennoch würden die Täter meist sehr genau wissen, was sie tun und seien voll schuldfähig.