Beratungsstellen fordern Konsequenzen nach Anschlag von Halle

Beratungsstellen fordern Konsequenzen nach Anschlag von Halle

Berlin (epd). Beratungsstellen gegen rechte Gewalt haben nach dem antisemitischen Anschlag von Halle mit zwei Toten Konsequenzen bei Behörden und Zivilgesellschaft gefordert. "Es braucht mehr Solidarität und die konsequente Entwaffnung und Strafverfolgung bewaffneter Neonazi-Netzwerke, um eine weitere Eskalation zu verhindern", erklärte Kai Stoltmann vom Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG) am Freitag in Berlin.

Antisemitismus sei für Juden in Deutschland "nicht nur eine alltagsprägende Erfahrung, sondern nach wie vor eine potenziell tödliche Bedrohung", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des VBRG mit dem Bundesverband Mobile Beratung und dem Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS).

RIAS-Geschäftsführer Benjamin Steinitz forderte tiefgreifende Konsequenzen, die nicht "bei symbolischen Gesten stehenbleiben" dürften. Sicherheitsbehörden, Bildungseinrichtungen, Medien, Zivilgesellschaft und Politik hätten die Pflicht, jede Form des Antisemitismus zu erkennen, zu benennen und zu ächten.

Weiter heißt es in der Erklärung, die These vom Einzeltäter und der "neuen Qualität der Gewalt" führe in die Irre. Vielmehr reihe sich die Tat ein in eine Liste rechtsextremer Anschläge der vergangenen Jahre, darunter in Norwegen 2011, auf eine Synagoge in Pittsburgh in den USA 2018 und in Christchurch in Neuseeland im März 2019. "Die Täter bewegen sich in Netzwerken, tauschen sich über Online-Foren aus, unterstützen sich gegenseitig und ahmen einander nach", heißt es weiter.