UN-Hilfswerke fordern Schutz von Zivilisten in Nordost-Syrien

UN-Hilfswerke fordern Schutz von Zivilisten in Nordost-Syrien
Hilfsorganisationen warnen vor den Folgen der türkischen Militäroperation im Nordosten Syriens und fordern einen Exportstopp von Waffen in die Türkei.

Genf, New York (epd). Hilfsorganisationen haben sich sehr besorgt über die türkische Militäroperation gegen kurdische Kämpfer im Nordosten Syriens geäußert. Im Norden Syriens sind laut den UN bereits mehrere Zehntausend Zivilisten auf der Flucht vor den Kämpfen zwischen der türkischen Armee und kurdischen Milizen. Die Eskalation der Gewalt in dem Gebiet werde noch mehr Kinder, Frauen und Männer zum Verlassen ihrer Heimat zwingen, warnte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, am Donnerstag in Genf.

Andere Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen warnten ebenfalls vor den Folgen der Militäroperation. Laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef sind viele Jungen und Mädchen im Nordosten Syriens "in akuter Gefahr, verletzt, getötet oder vertrieben zu werden". UN-Generalsekretär António Guterres hatte die Konfliktparteien zu "maximaler Zurückhaltung" aufgefordert. Die Zivilisten in den betroffenen Gebieten müssten geschützt werden, erklärte der UN-Nothilfekoordinator, Mark Lowcock. Der UN-Koordinator wurde noch im Lauf des Donnerstags in der Türkei erwartet, wo er auch mit Regierungsvertretern in Ankara zusammentreffen wollte.

Bis Donnerstag sollen bei Luftangriffen und durch Artilleriebeschuss Medienberichten zufolge mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen sein. Susanna Krüger, die Vorsitzende der Kinderrechtsorganisation "Save the Children", bezeichnete die Lage als "extrem besorgniserregend". "Bomben unterscheiden nicht zwischen Kindern und Kämpfern", sagte sie am Donnerstag in Berlin. Die Präsidentin der evangelischen Hilfsorganisation "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, verurteilte den Einmarsch der türkischen Armee in den kurdischen Teil Syriens als "völkerrechtswidrig".

Der Mainzer Arzt Gerhard Trabert, der mit seinem Verein "Armut und Gesundheit in Deutschland" im vergangenen Jahr eine Diabetes-Ambulanz in der nordsyrischen Grenzstadt Kobane aufgebaut hat, warnte vor einem Versorgungsengpass im Gesundheitswesen. Das örtliche Gesundheitswesen werde alle verfügbaren Ressourcen in die Frontregion schicken, sagte er am Donnerstag in Mainz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Behandlung von Alltagserkrankungen werde dadurch kaum noch möglich sein.

Die "Gesellschaft für bedrohte Völker" forderte die EU und Deutschland dazu auf, bis zum Stopp der Militäroperation sämtliche Zahlungen an die Türkei einzustellen. Die bisherigen Proteste der EU gegen die türkische Militäroffensive seien halbherzig und wenig überzeugend, sagte der Direktor der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius, am Donnerstag in Göttingen. Es sei "anmaßend und realitätsfremd", wenn die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini Kurden und die türkische Regierung gleichermaßen zur Mäßigung auffordere, anstatt den Aggressor zu benennen und in die Pflicht zu nehmen.

epd her/lwd/moe jup