Generalbundesanwalt ermittelt nach Schüssen in Sachsen-Anhalt

Generalbundesanwalt ermittelt nach Schüssen in Sachsen-Anhalt
Zwei Menschen in Halle getötet - Tatort in der Nähe einer Synagoge
In Halle sind am Mittwoch zwei Menschen erschossen worden. Die Schüsse fielen laut Polizei "in der Nähe einer Synagoge". Die Hintergründe der Tat sind aber noch unklar.

Halle (epd). Nach tödlichen Schüssen in Halle (Sachsen-Anhalt) hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen. Hintergrund ist, dass es sich um Mord handele und der Fall eine besondere Bedeutung habe, weil die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland betroffen sei, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Mittwoch. Zum Motiv, ob es sich um einen möglichen rechtsextremistischen oder antisemitischen Hintergrund handelte, könne aber noch nichts gesagt werden. Es werde in alle Richtungen ermittelt.

In Halle waren am Mittwoch zwei Menschen erschossen worden. Es fielen mehrere Schüsse "in der Nähe einer Synagoge", wie die Polizei mitteilte. Die mutmaßlichen Täter waren zunächst flüchtig. Es wurde mit Hochdruck nach ihnen gefahndet. Die Bevölkerung wurde gebeten, in ihren Wohnungen zu bleiben. Am frühen Nachmittag vermeldete die Polzei die Festnahme einer Person. Die Polizei geht nach eigenen Angaben "von mehreren Tätern" aus.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte: "Ich bin entsetzt über diese verabscheuenswürdige Tat. Es wurden durch sie nicht nur Menschen aus unserer Mitte gerissen, sie ist auch ein feiger Anschlag auf das friedliche Zusammenleben in unserem Land. Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer."

Haseloff erreichte die Nachricht von der Tat bei einer Konferenz des Ausschusses der Regionen in Brüssel. Er kündigte an, die Veranstaltung zum Strukturwandel in den Kohleregionen zu verlassen, um am Mittwochabend wieder in Sachsen-Anhalt zu sein.

Die Stadtverwaltung in Halle sprach von einer Amoklage. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) berief in diesem Zusammenhang einen "Stab für Außergewöhnliche Ereignisse" ein. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Wohnungen und Gebäude nicht zu verlassen beziehungsweise an sicheren Orten zu verweilen.

Regierungssprecher Steffen Seibert sprach im Kurznachrichtendienst Twitter von einer "schrecklichen Nachricht aus Halle". "Wir trauern um die beiden ermordeten Menschen. Wir hoffen, dass die Sicherheitskräfte den oder die Täter schnell fassen können", twitterte der Regierungssprecher.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Halle, Max Privorozki, sagte der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Donnerstagausgaben): "Wir haben über die Kamera unserer Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht hat, unsere Türen aufzuschießen." Der Mann habe ausgesehen wie von einer Spezialeinheit: "Aber unsere Türen haben gehalten." Der oder die Täter hätten außerdem versucht, das Tor des jüdischen Friedhofs aufzuschießen, sagte er. In der Synagoge, in der die Gemeinde den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur gefeiert habe, seien die Menschen geschockt gewesen.

Nach Medienberichten soll es Schüsse in der Nähe der Synagoge im Paulusviertel in Halle gegeben haben sowie in einem Döner-Imbiss und im mehrere Kilometer entfernten Landsberg im Saalekreis. Eine Polizeisprecherin wollte am Mittwochnachmittag dazu jedoch mit Verweis auf die Bundesanwaltschaft keine weiteren Angaben machen. Auch zu Spekulationen zu einer Explosion auf einem jüdischen Friedhof in Halle gab es keine Angaben.

Gläubige Juden feierten am Mittwoch Jom Kippur, den höchsten jüdischen Feiertag. Der sogenannte Versöhnungstag ist für viele Juden der heiligste Tag im Jahr. Er fiel in diesem Jahr auf den 9. Oktober. Am jüdischen Buß- und Bettag wird gefastet und zur Aussöhnung mit den Mitmenschen aufgerufen.